Redaktionsintern (auch ein hässliches Wort) wurden bei uns jüngst die Ausdrücke "indes" und "Chaos" auf die schwarze Liste gesetzt. Viel zu oft werden sie verwendet, viel zu selten werden sie gebraucht. Da sie keine Chance auf Kultstatus besitzen, sollen wir freiwillig auf sie verzichten.

Das fällt schwer, denn "indes" reizt ungeheuerlich. Mit seinen mageren fünf Buchstaben kittet es die kühnsten Gedankensprünge, denn die journalistische Wahrheit dahinter lautet stets: So, und jetzt erzähle ich Ihnen etwas völlig anderes, welches absolut nichts mit dem soeben Geschilderten zu tun hat, spare mir mühsame Übergänge, berufe mich lediglich auf eine mögliche Zeitgleichheit der einander fremden Geschehnisse als einzig verbindendes Element - z. B.: "Schüssel schweigt. Indes geht die Sonne auf." (In dem Fall auch unter.)

"Chaos" dagegen ist glanzvoller journalistischer Bankrott auf hohem Niveau. Statt Chaos zu beleuchten, nennt man es einfach beim Namen, gibt dem Ereignis die Schuld, dass man es selbst nicht durchschaut hat und nicht zu beschreiben vermag. Die letzte Schlagzeile der Menschheit müsste lauten. "Chaos weltweit." (Österreichs Unterzeile: "Indes schweigt Schüssel.") (DER STANDARD, Printausgabe, 14.11.2005)