Im Rahmen der Seminarreihe "Feministische Theorie und Geschlechterforschung" des Instituts für Wissenschaft und Kunst (IWK) findet folgender Vortrag statt:

Mittwoch, 23. November 2005, 18.30 Uhr:
Univ. Ass. Mag. Dr. Susanne Hochreiter (Wien): Identität und Erfahrung.
Zur Diskussion des Identitäts-Begriffs in der Queer Theory

Inhalt: "Die Grenzen von Identitäten und die damit verbundene Frage der Möglichkeit von (politischer) Repräsentation jenseits starrer Identitätskonzepte gehören zu den zentralen Themen der Queer Theory. Das Selbstverständnis, sich als "Lesbe" oder "Schwuler" in einer Community mit zusammenhängender lesbischer oder schwuler Identität zu präsentieren, wurde in den 1980er Jahren durch Proteste gegen diese dominant "weiße" Community erschüttert. Neben dem Widerstand von nicht-weißen Personen und solchen, die sozial, kulturell usw. anders orientiert oder verortet waren, prägten Konflikte auch den lesbisch-feministischen Diskurs: Es ging um die Legitimität von Pornografie, Bisexualität, Butch/Femme-Strukturen und anderen Beziehungs- und Sexualitätsformen.

Nach einer Reihe von Zentralisierungs- und Marginalisierungsprozessen wurde deutlich, dass die Konzeption stabiler Identitäten theoretisch fragwürdig und auch politisch nicht haltbar ist: Denn "out" zu sein, heißt zugleich, "in" zu sein: Das Versteck, das Schweigen, wird auf diese Weise reproduziert; die sozial auferlegte Differenz, gegen die sich der Widerstand richtet, wird affirmiert. Es wurde die Notwendigkeit deutlich, den Prozess, durch den Identitäten hervorgebracht werden, selbst zu analysieren. Queer Theory ist die Konsequenz dieser Überlegungen und steht für die Problematisierung von normativen Identitätsmodellen. Zugleich ist aber nicht zu leugnen, dass Personen/Gruppen aufgrund ihrer Biografie benennbare Gemeinsamkeiten haben, die sie von anderen unterscheiden. An dieser Stelle könnte die Bezugnahme auf den Begriff "Erfahrung" hilfreich sein, um Gemeinsames bezeichnen zu können, ohne dass dies mit der Postulierung rigider Identitätskonzepte einhergeht."

Biografisches

Hochreiter, Susanne: Studium der Germanistik, Philosophie, Psychologie, Pädagogik in Wien und Berlin. Ausbildung zur Theaterpädagogin. Assistentin am Institut für Germanistik der Universität Wien, Forschung und Lehre im Bereich neuere deutsche Literatur, Schwerpunkte: Literatur von Frauen, feministische Theorie, Gender Studies, Queer Theory. Mitglied des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen der Universität Wien; Mitarbeiterin der Zeitschrift [sic!] Forum für feministische GangArten

Konzept und Organisation: Dr. Silvia Stoller / Dr. Susanne Hochreiter (red)