Linz – "Wenn Schwiegersöhne
von hohen ÖVP-Männern zum
Zug kommen", dann ist für
SPÖ-Klubobmann Karl Frais
eindeutig, das das Objektivierungsverfahren seinen Namen
nicht verdiene. "Ich betreibe
keine Ahnenforschung", kontert Grün-Klubobmann Gunther Trübswasser. Für ihn
komme der Beste zum Zug, dafür stehe das "Objektivierungsverfahren neu", welches ÖVP und Grüne gemeinsam
verabschiedet haben. Die Parteien wurden aus dem Beurteilungsverfahren zurückgedrängt und durch externe Personalberater ersetzt.
Drei neue Spitzenjobs beim
Land, Landespräsidialdirektor
sowie die Bezirkshauptmannschaften von Gmunden und
Grieskirchen, wurden nach
dem neuen Modell vergeben.
"Die ÖVP hat sich mit grüner
Schützenhilfe das Durchgriffsrecht auf alle wichtigen
Posten im Landesdienst gesichert", wettern die Sozialdemokraten. Denn zwei Posten
gingen an ÖVP-nahe Bewerber, wobei für ein Hearing das
Personalberatungsunternehmen eines schwarzen Vizebürgermeisters ausgewählt
wurde. Den dritten Topjob erhielt der Schwiegersohn des
noch amtierenden Präsidialdirektors.
Objektivierungsverfahren
Den Vorwurf des Postenschachers bringt Trübswasser
dennoch in Rage: "Keiner der
logischen Nachfolger hat das
Rennen gemacht." Dies sei Beweis, dass das Objektivierungsverfahren greift.
SPÖ-Landesgeschäftsführer
Reinhard Winterauer hält
dennoch an der Kritik fest.
Dass sich "ausgerechnet die
Grünen zu übereifrigen Verteidigern dieser schwarzen Machtpolitik mausern", mache ihn schon stutzig.
Posten
Weiterer Zankapfel rund
um die Vergabe von Spitzenposten ist die landeseigene
Gesundheits- und Spitals AG
(Gespag). Zur Ausschreibung
stehen beide Vorstandsposten. Der Parteienstreit hatte
jetzt zur Folge, dass der Tiroler
Universitätsprofessor Roland
Staudinger seine Bewerbung
um den Gespag-Posten schriftlich zurückzog. ÖVP-Klubobmann Michael Strugl forderte
nach dessen Rückzug den umgehenden Rücktritt von SPÖ-
Mann Frais aus dem Gespag-
Aufsichtsrat. Nachdem dieser
bereits "anderen Bewerbern
ÖVP-Nähe vorgeworfen hat,
ist jetzt ein Schaden für ein
Landesunternehmen eingetreten", so Strugl. (Markus Rohrhofer/
Kerstin Scheller/DER STANDARD, Printausgabe, 16.11.2005)