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Türen und Fensterscheiben am Gebäude bis in den 1. Stock sind beschädigt

Foto: APA/ HANS KLAUS TECHT

Wien – Ein kaputtes Eingangstor und zahlreiche zerborstene Scheiben in Wohnungen und Autos sind die Folgen einer nächtlichen Explosion bisher unbekannter Ursache in Wien-Hernals. Die Feuerwehr, die Mittwoch um‑ 2.30 Uhr am schnellsten am Ort des Geschehens in der Mariengasse war, vermutet einen "gezündeten Explosivkörper" als Auslöser.

Die Detonation fand unmittelbar vor dem hölzernen Tor statt, das in den Hausflur führt. Wäre zum Zeitpunkt der Explosion ein Mensch am Haus vorbeigegangen, so hätte er "schwerste Verletzungen" davongetragen, erklärt Polizeisprecher Walter Hladik im Gespräch mit dem STANDARD.

Hausbewohner glauben an Anschlag

Ein Hausbewohner geht von einem rassistisch motivierten Anschlag aus: In dem betroffenen Haus leben vor allem türkische Einwandererfamilien, auch ein muslimisches Gebetshaus befindet sich dort. Im Nebenhaus ist ein türkisches Lebensmittelgeschäft untergebracht. Die Detonation könnte aber auch einen kriminellen Hintergrund haben, wi 2. Spalte dersprach ein weiterer Anrainer: Im Hausflur, der meist offen steht, würden des öfteren Drogensüchtige logieren.

58 Fundstücke am Tatort

Am Tatort wurden mögliche Bombenbauteile wie Batterien, Batterienhalter und Dosenböden gefunden, erklärte Hladik – "doch die stammen vielleicht auch aus einem der Koloniakübel, die unweit des Explosionsorts standen". Die kriminaltechnische Analyse der 58 Fundstücke werde in zwei bis drei Wochen nähere Aufschlüsse geben. Dann werde man wissen, ob es sich bei der Tat um eine "politisch motivierte Handlung, eine Abrechnung im Rotlichtmilieu oder um einen Lausbubenstreich" gehandelt habe, hieß es aus dem Innenministerium. Mit der in Wien stattfindenden Islamkonferenz sah man "keinen Zusammenhang".

Die Ermittlungen finden in Kooperation verschiedener Polizeistellen statt: Experten des Entschärfungsdiensts analysieren die Tatortfundstücke, die Kriminaldirektion 1 erforscht einen eventuellen kriminellen Hintergrund und das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorbekämpfung ermittelt wegen möglicher terroristischer oder rassistischer Motive. (APA, bri, DER STANDARD Printausgabe 17.11.2005)