Eins steht fest:

Mit bisher rund 16 Millionen verkauften Autos ist Hondas 1972 eingeführter Civic eine der erfolgreichsten Modellbaureihen der Welt. Deutlich voraus sind nur Toyota Corolla und VW Golf (gibt's seit 1974), der soeben sein 24-Millionen-Jubiläum feierte.

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2,2 Millionen

des japanischen Golf-Konkurrenten gingen nach Europa, bei bisher in diesem Raum abgesetzten 4,5 Millionen Hondas kann man sich also ausrechnen, wie wichtig die kompakte Baureihe für die Firma ist.

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Umso erstaunlicher,

dass Honda mit der nunmehr achten Civic-Generation einen radikalen Kurswechsel vollzieht. Wo die drei Vorgänger von Mal zu Mal immer konservativer daherkamen, steht ab 20. Jänner plötzlich statt einem Gran Turismo ein Gran Futurismo beim Händler.

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Ausgeprägte Keilform,

die sich bis ins Detail durchzieht, scharfe Kanten und Ecken, durchgehende Leuchtenbänder vorne und hinten: Damit ist der neue Civic der momentan wohl progressivste Beitrag in der Golf-Klasse.

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Das Ganze

ist nicht ohne Risiko, siehe Primera-Effekt: Nach Jahren betulicher Primeras offerierte Nissan zuletzt einen avantgardistischen - und floppte. Die konservative Stammklientel wollte nicht, die avisierten Neukunden kamen nicht.

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Honda-Austria-Chef

Roland Berger, der für 2006 mit 1000 Civic-Kunden rechnet (davon 60 Prozent Neukunden), sieht diese Gefahr nicht: der Civic habe ja früher schon einmal eine junge, sportliche Klientel gehabt; sie könnte jetzt wieder einsteigen. Das Vorabinteresse sei jedenfalls ziemlich groß. Und auch die Preise sind fair: Die Palette reicht zunächst von 17.790 bis 25.680 €.

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An den Fahrqualitäten

gibt's jedenfalls nichts auszusetzen. Das Auto wurde gleichzeitig kürzer (jetzt 4,25 m; VW Golf: 4,21 m) und breiter. Resultat: sattes Abrollen. Vorbildlich auch Handling, die knackige Schaltung und zumindest zwei der drei angebotenen Motoren.

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Der 2,2-Liter-i-CTDi-Diesel

(140 PS, 340 Nm) wurde noch einmal speziell auf das neue, serienmäßige 6-Gang-Getriebe und den vergleichsweise leichteren Civic abgestimmt. Glänzt durch harmonische Leistungsentfaltung und zurückhaltende Trinkmanieren (5,1 l Sprit auf 100 km im Normtestzyklus).

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Gefallen hat auch

der komplett neue 1,8-l-Benziner mit ebenfalls 140 PS, ein spritziger, überraschend sparsamer Motor (6,4 l/100 km), vielleicht nicht ganz optimal: die Geräuschkultur im oberen Tourenbereich. Der 1,4-Liter-Einstiegsbenziner (83 PS) konnte hingegen nicht wirklich überzeugen.

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Etwas gewöhnungsbedürftig

sind auch die Tacho-Digitalanzeigen und der vielstufig aufgebaute Instrumententräger. Nach hinten, man kennt das von Audi A2 & Mercedes C Sportcoupé, trübt der Heckspoiler ein wenig die Rücksicht.

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Und weil Honda

Teile des Jazz-Konzepts auf den Civic übertragen hat, überzeugt dieser mit einem praktischen Innenraumkonzept, das man so bei den meisten Konkurrenten vergeblich sucht. Auch der Kofferraum ist mit 456 Litern geradezu üppig geraten. Futurismus kann also auch praktisch sein. Honda macht's vor. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 18.11.2005)

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