Dass sie Durchsetzungsvermögen besitzt, hat sie schon oft bewiesen, seitdem sie vor fünf Jahren als erste Frau an die Spitze der Volkspartei CDU gewählt wurde. Damals war sie die "Hoffnungsträgerin" einer Partei, die in der Spendenaffäre des langjährigen Kanzlers und Parteichefs Helmut Kohl unterzugehen drohte.
Ohne Macht könne nichts verändert werden
Wer sie unterschätzt, hat schon verloren, haben innerparteiliche Rivalen einmal über Merkel gesagt. Die promovierte Physikerin, die erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 der CDU beigetreten war, bekennt sich zum Streben nach Macht. Denn ohne Macht könne nichts zum Besseren verändert werden, heißt ihre Begründung.
Ihr Stil sei wie der anderer ostdeutscher PolitikerInnen "nüchterner, sachlicher, pragmatischer", heißt es. Inszenierungen liebe sie nicht. Gefühle zeige sie ungern. Noch als sie 1991 Ministerin für Frauen und Jugend wurde, galt sie als graue Maus. Lange hat sie sich dagegen gewehrt, Vorschlägen etwa für eine andere Frisur oder modischere Kleidung nachzugeben. Sie wolle sich selbst treu sein, verteidigte sie sich damals. Fast immer tritt sie im Hosenanzug auf.
Kämpfen von Anfang an
Die in Brandenburg aufgewachsene Protestantin war eher fremd in der CDU, die ihre Wurzeln in Westdeutschland hat und stark vom Katholizismus geprägt ist. Schon als Vorsitzende dieser Volkspartei musste sie immer wieder kämpfen. Oft schien ihr Führungsanspruch bedroht, kam es zu neuem Zwist in der eigenen Partei oder mit der kleineren Schwesterpartei CSU.
Nach der Bundestagswahl vom 18. September musste Merkel erneut kämpfen, um ihre Machtstellung in der Union zu behaupten und den Führungsanspruch in der großen Koalition gegen die SPD durchzusetzen. Danach ging es um die Inhalte der Regierungsarbeit.
Sie wolle Deutschland dienen, hatte Merkel bei ihrer Nominierung als Kanzler-Kandidatin gesagt. Sie wolle politische Weichen neu stellen, hatte sie im Wahlkampf betont. "Auch wir können dabei nicht zaubern, aber wir werden hart daran arbeiten."