Wien - Der Prozess um den in einem Aufzug in Wien-Josefstadt
erdrückten Buben ist am Mittwoch nach der Einvernahme von drei Beschuldigten auf März 2006 vertagt worden.
Richter Thomas Schrammel wird von Amts wegen rund ein halbes Dutzend
Zeugen laden, auch der technische Sachverständige wird dann sein
Gutachten präsentieren.
Der 13 Monate alte Bub war am 12. November 2002 ums Leben
gekommen, als er mit dem Kopf zwischen Fahrkorb- und Lifttür stecken
blieb und sich der Aufzug in Bewegung setzte. Das Unglück konnte
geschehen, weil der Abstand zwischen den beiden Türen 19,2 Zentimeter
und nicht die an sich vorgeschriebenen zwölf betrug.
Dafür müssen sich nun elf Personen - mehrere Mitarbeiter der
Aufzugsfirma, die Hausverwalterin, ein TÜV-Prüfer und ein Beamter der
Baupolizei - wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen
Verhältnissen verantworten. Die Mutter des Kindes, der die
Staatsanwaltschaft die Verletzung ihrer Aufsichtspflicht ankreidet,
bekommt einen separaten Prozess.
Wie schon an den vorangegangenen Verhandlungstagen ging es heute
ein Mal mehr um den Umstand, dass der sanierte Lift trotz fehlender
Fertigstellungsanzeige und ohne Betriebsbewilligung wieder in Verkehr
gesetzt worden war. "Das saugt man doch mit der Muttermilch auf, dass
in diesem Land ohne Genehmigung nichts geht", wunderte sich der
Richter. "Es war damals anders", erwiderte einer Beschuldigten. "Ja.
Dass sich kein Schwein drum gekümmert hat", stellte der
Verhandlungsleiter fest. (APA)