Wien - Junge Arbeitskräfte werden hierzulande knapper, weil es weniger Junge gibt. Ab 2005 wird das Potenzial an Arbeitskräften sinken, und im Jahr 2010 wird es um zehn Prozent oder 300.000 bis 350.000 weniger Erwerbstätige geben als jetzt. "Es wird ein Umdenken einsetzen müssen. Wir werden auf die Tat- und Arbeitskraft der Älteren nicht verzichten können", meinte Herbert Buchinger, Chef des Arbeitsmarktservices (AMS), am Freitag in einer Pressekonferenz. Mit einer Informationskampagne will das AMS die Betriebe und Öffentlichkeit für ältere Semester sensibilisieren. "Eine neue, interessante Medienkampagne, die erstmals intensiv aufs Internet setzt", ergänzt AMS-Vorstandsdirektor Herbert Böhm. Derzeit sind 66.000 über 45-Jährige arbeitslos. Nicht, dass Firmen ihre 50-jährigen Mitarbeiter etwa in großem Stil auf die Straße setzen. Aber: "Ältere haben es ungleich schwerer, wieder einen Job zu kriegen." Es gebe hier eine echte Insider-Outsider-Problematik, fügt Buchinger hinzu. Das erklärt, dass 60 Prozent aller Langzeitarbeitslosen Senioren sind. Daher zielen Programme wie Integra, das abgespeckte "Bürgergeld", daher primär auch auf Ältere ab. Um künftige Engpässe zu verhindern, müsse man bei den heute 35- bis 40-Jährigen ansetzen, vor allem bei Frauen, rät Ruth Finder vom Interdisziplinären Forschungszentrum (W.A.S). Mit Rationalisierungsmaßnahmen allein bekämen die Firmen die Problematik nicht in den Griff. Auch die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte ist keine Lösung, da es den Arbeitskräftemangel ja EU-weit geben werde. Mehr Frauen Um mehr Frauen in Arbeit zu bringen, müsste die Vereinbarkeit von "Beruf und Privat" erleichtert werden, schlägt Finder vor. Auch bei der Qualifizierung sei anzusetzen, denn derzeit scheiden unqualifizierte Frauen viel früher aus dem Arbeitsmarkt aus. Die Idee, Betriebe zur ständigen Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu vergattern, lehnt Herbert Böhm rundweg ab. Abwerbungen teuer ausgebildeter Mitarbeiter - "Siemens investiert bis zu zwei Millionen in einen Mitarbeiter" (Böhm) - seien zwar ein Problem, aber eine Weiterbildungspflicht würde in den Firmen auf Widerstand stoßen. Auf die besonderen Qualitäten erfahrener Leute sollte auch die Entlohnung abgestellt werden. "In der Papierindustrie steigen prämienmäßig jene besser aus, die Maschinenstillstände rasch beseitigen, also die Jungen. Zu kurz kommen dabei die Älteren, die aufgrund ihrer Erfahrung solche Stillstände vorab vermeiden können", nennt Buchinger ein handfestes Beispiel. Eine Milliarde gibt das AMS heuer aus, um mit Lohnzuschüssen, Beihilfen, Altersteilzeit wieder 72.500 Ältere in Arbeit zu bringen, hat sich das AMS als Erfolgslatte vorgenommen. (lyn)