Stockholm - Der Oberste Gerichtshof in Stockholm hat am Dienstag den schwedischen Pfarrer Ake Green vom Vorwurf der Hetze gegen eine Minderheit freigesprochen. Der 63-jährige Pastor der freikirchlichen Pfingstbewegung hatte vor eineinhalb Jahren in einer Predigt Homosexualität als "Krebsgeschwulst im Körper der Gesellschaft" und "sexuell verirrte Menschen" als potenzielle Vergewaltiger von Tieren bezeichnet.

Begründung

Green war ursprünglich im Juni 2004 vom Bezirksgericht Kalmar wegen Hetze gegen eine Minderheit zu einem Monat Gefängnis verurteilt, Anfang Februar dieses Jahres in zweiter Instanz aber wieder freigesprochen worden. Der Oberste Gerichtshof in Stockholm folgte im Wesentlichen der Argumentation des Landesgerichts. In der Begründung hieß es, Green habe geltend gemacht, dass sich seine Aussage "nicht gegen die Homosexuellen als gesellschaftliche Gruppe, sondern gegen Verhaltensweisen gerichtet habe, die in der Bibel eindeutig als Sünde bezeichnet werden".

Gleichzeitig hielt der Oberste Gerichtshof fest, dass sich der Pastor bewusst darüber hinweg gesetzt hat, dass seine Predigt als kränkend aufgefasst werden würde. Obwohl Greens Aussagen "die Grenzen für eine sachliche und zuverlässige Diskussion über Homosexuelle" überschritten hätten, entspräche sein Verhalten nicht den Kriterien einer Hasspredigt im Sinne der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs.

"Können uns nun freier fühlen"

Green selbst zeigte sich in einer ersten Reaktion über seinen Freispruch erleichtert und sagte gegenüber der schwedischen Nachrichtenagentur TT, das Urteil habe auch für seine Predigerkollegen große Bedeutung: "Nun können wir uns freier fühlen, wenn wir Gottes Wort verkünden", so Green. Das Urteil und insbesondere dessen Begründung war in Schweden auch im Zusammenhang mit der Verfolgung so genannter Hasspredigten in Moscheen mit Spannung erwartet worden. (APA)