Gitarrist Tom: "Ein hübsches Mädchen hat mir den bunten Drink in die Hand gedrückt. Ich war so in Feierlaune, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass da Alkohol drin ist. Beim nächsten Mal passe ich auf, was ich trinke!"
Süß! Allerdings tönt es von der Bühne des mit kreischenden Frauen zwischen acht und 48 vollgestellten Planet Music in Wien beim ersten regulären Österreich-Auftritt der vier Schwerenöter ganz anders: "Jung und nicht mehr jugendfrei / Wir sind immer, was ihr grad nicht braucht / Das ist traurig / Aber mittlerweile scheiß ich drauf!"
Eine Vermutung: Bei Tokio Hotel handelt es sich nur um ein weiteres nicht ganz selbstbestimmt agierendes Häufchen adoleszenter Musiker mit großen Träumen. Ihr unter der Knute eines harten, aber ungerechten Managements zielgruppengerecht und sogar intelligent produzierter Protest-Rock für Kinder (Rette mich, Gegen meinen Willen, Lass uns hier raus, Ich bin nich' Ich) wird sich zumindest drei Alben lang halten, bevor sich die Band wegen "künstlerischer Differenzen" auflöst.
Sänger Bill, der Junge mit den Kajalaugen und der Dreiwettertaft-Punkfrisur, heiratet dann Verona Pooth und startet eine seriöse Solokarriere im Zeichen von Nick Cave.
Die drei anderen, hübsch zeitgeistig in die totale semiotische Beliebigkeit zwischen Rastafari, Heavy Metal und Grunge gestylten Musiker gründen eine zwar hochgelobte, aber kommerziell bescheidene Instrumentalband namens München Hauptbahnhof. Sie eröffnen mit Mitte 20 Motorradwerkstätten, Hanf-Shops oder gehen auf die Uni, bevor sie sich eine Auszeit nehmen und endlich einmal auf Weltreise alle Städte kennen lernen, von denen sie jetzt immer nur Hotelzimmer, Flughäfen und Backstage-Räume sehen dürfen.
Wasser marsch!
Niemand muss dann noch so wie in Wien schon eine Stunde vor dem Auftritt unter "Wir wollen Tokio!"-Geschrei Wasserbecher ins Publikum reichen, damit nicht wer dehydriert zusammenklappt. Vorsicht: Wer Wasser gibt, bekommt es oft auch zurück. Pflatsch. Lausebande!