Klagenfurt - Der stellvertretende Obmann des Rates der Kärntner Slowenen, Rudi Vouk, wirft Landeshauptmann Jörg Haider vor, mit seinen Angriffen auf die slowenische Regierung vom Ortstafelstreit ablenken zu wollen. Haider hatte die Regierung in Laibach aufgefordert, etwas für die altösterreichische Minderheit zu tun und "einige Ortstafeln" aufzustellen.

"Das ist wieder ein typisches Ablenkungsmanöver", meint Vouk im Gespräch mit dem STANDARD. "Man sollte sich einmal die Realitäten anschauen: In Österreich beruft man sich ständig auf die Volkszählungsergebnisse und wie hoch der Prozentanteil der slowenischen Bevölkerung sein muss, um zweisprachige Ortstafeln aufzustellen. In Slowenien, in der Gottschee, beträgt der Prozentsatz der deutschsprachigen Bevölkerung weniger als ein Prozent."

Im "Sinn der Volksgruppensolidarität" hätte er überhaupt nichts dagegen, wenn dort im Sinn der Betonung eines kulturellen Erbes zweisprachige Ortstafeln aufgestellt würden, betont Vouk: "Aber wenn Haider das ernsthaft will, müsste er sich im Klaren sein, dass man auch in Klagenfurt zweisprachige Ortstafeln aufstellt, weil hier der Prozentsatz der slowenischen Bevölkerung weit höher ist als irgendwo in Slowenien der Prozentsatz der deutschsprachigen."

Dass die Slowenenverbände nicht zur nächsten Runde der Ortstafelgespräche geladen wurden, verärgert die Minderheitenvertreter zusätzlich. Sie rufen SPÖ und ÖVP zum Boykott auf. Unterdessen kündigte SP-Chef Alfred Gusenbauer bei einem Besuch in Feldkirchen an, die Ortstafelfrage als Bundeskanzler lösen zu wollen. (kob/DER STANDARD, Printausgabe, 1.12.2005)