Wie schon bei den Filmfestspielen in Cannes wurde Haneke als Bester Regisseur ausgezeichnet, Daniel Auteuil wurde Bester Schauspieler. Auch für den Besten Schnitt (Michael Hudecek und Nadine Muse) ging der Preis an "Caché", ebenso wie der FIPRESCI-Preis der Internationalen Filmkritik.
Nur in drei Kategorien, in denen "Caché" ebenfalls nominiert war, gingen die Preise an andere: Bester Kameramann wurde Franz Lustig für "Don't come knocking" (und nicht Christian Berger), beste Schauspielerin wurde Julia Jentsch für "Sophie Scholl - Die letzten Tage" (und nicht Juliette Binoche), beste Drehbuchautoren wurden Hany Abu-Assad und Bero Beyer für "Paradise now" (und nicht Haneke).
Auch die österreichische Dokumentarfilmszene hat Grund zum Jubeln. Zwar wurde - wie bereits seit längerem bekannt - der Film "Un dragon dans les eaux pures du caucase" (The Pipeline Next Door) von Nino Kirtadzé Bester Europäischer Dokumentarfilm und nicht der ebenfalls nominierte Streifen "Workingman's Death" des Österreichers Michael Glawogger. Dieser gewann jedoch beim Filmfestival in Gijon, das gestern zu Ende ging, den Spezialpreis der Jury (ex aequo mit "Iron Island" des Iraners Mohammad Rasoolof).
Auch beim Internationalen Dokumentarfilmfestival Amsterdam (IDFA), dem neben Cinema du Reel in Paris bedeutendsten europäischen Bewerb, ging laut Angaben der Austrian Film Comission (AFC) heute Abend der "Special Jury Award" an einen Österreicher, nämlich an den Film "Unser täglich Brot" von Nikolaus Geyrhalter. Der Film hatte in Amsterdam seine Uraufführung und läuft im Frühjahr 2006 regulär in Österreich an. (red/APA/dpa/AP)
Die Preisträger:
(red/APA/dpa/AP)
>>>Filme von Michael Haneke: Angstbarometer der Gesellschaft Angstbarometer der Gesellschaft Michael Hanekes Filme lassen sich als Barometer
gesellschaftlicher Ängste lesen. Die Bedrohung der bürgerlichen
Sicherheit, Mechanismen der Gewalt, Fragen nach Schuld und Macht und
die kritische Hinterfragung des Medienapparats ziehen sich durch das
Werk des österreichischen Regisseurs. Auch in seinem nun zum besten
europäischen Film des Jahres gekürten Streifen "Caché" regiert die
Angst. Ein Ehepaar (Daniel Auteuil, dafür als bester europäischer
Schauspieler prämiert, und Juliette Binoche) erhält darin anonyme
Drohbotschaften per Video. Studium der Philosophie und Psychologie Haneke hat sich
mit seinem charakteristischen Oeuvre längst ins Weltkino
eingeschrieben. Der am 23. März 1942 am 23. März in München geborene
und in Wiener Neustadt aufgewachsene Sohn der österreichischen
Schauspielerin Beatrix von Degenschild und des Düsseldorfer
Regisseurs und Schauspielers Fritz Haneke wollte ursprünglich
Schauspieler oder Konzertpianist werden. Neben dem Studium der
Philosophie und Psychologie in Wien versuchte er sich zunächst als
Autor und arbeitete als Film- und Literaturkritiker. Von 1967 bis
1971 war er Redakteur und Fernsehspieldramaturg beim Südwestfunk in
Baden-Baden. In dieser Zeit entstand sein erstes, noch unverfilmtes
Drehbuch "Wochenende". Anfang der 70er Jahre debütierte Haneke als Bühnenregisseur am
Stadttheater Baden-Baden mit "Ganze Tage in den Bäumen" von
Marguerite Duras. Es folgten Theater-Inszenierungen in Darmstadt,
Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hamburg, München und Wien.
1973 entstand sein erster Fernsehfilm, "...und was kommt danach?
(After Liverpool)" nach einem Text von James Saunders. Es folgten
TV-Streifen wie "Sperrmüll" (1976), "Drei Wege zum See" (1976, nach
Ingeborg Bachmann), "Lemminge" (1979), "Wer war Edgar Allan?" (1984,
nach Peter Rosei), "Nachruf für einen Mörder" (1991) und später die
Kafka-Adaption "Das Schloss" (1996). Gleich mit seinem Kinoerstling "Der siebente Kontinent" gab Haneke
1989 sein Debüt in Cannes. Die mit diesem Film begonnene "Trilogie
der emotionalen Vereisung", zu der auch "Benny's Video" gehört,
schloss er 1994 mit "71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls" ab.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Wahl-Franzose seine unverwechselbare
filmische Sprache, die in Dramaturgie, Bildfindung und Erzählweise
stets Verweise auf das Ungesagte zu geben sucht, bereits zur
Perfektion entwickelt und sich in der Fachwelt den Ruf eines
eigenwilligen, unbeirrbaren Filmkünstlers erworben. Gewaltschocker "Funny Games" Hanekes Gewaltschocker "Funny Games" war 1997 nach 35 Jahren der
erste österreichische Wettbewerbs-Beitrag bei den Filmfestspielen in
Cannes und zugleich der Aufsehen erregendste und umstrittenste. Für
"Code Inconnu" (2000), ebenfalls im Wettbewerb von Cannes, gewann er
Juliette Binoche, die auch in "Caché" eine Hauptrolle spielt. "Die
Klavierspielerin" (2001) nach Elfriede Jelinek wurde nicht nur an der
Croisette gefeiert, sondern in der Folge auch ein großer
kommerzieller Erfolg. Inszeniert 2006 Mozart-Oper Hanekes erstmals rein französisch (u.a. mit Isabelle Huppert)
besetzte österreichisch-französische Koproduktion "Wolfzeit" über
eine Familie, die nach einer Katastrophe aus der Großstadt aufs Land
flüchtet, lief 2003 in Cannes außer Konkurrenz, weil auch der
damalige Jury-Präsident Patrice Chereau mitspielte. Für "Caché",
seinen fünften Anlauf in Folge auf die Goldene Palme, gewann er in
Cannes immerhin die Auszeichnung als bester Regisseur sowie den Preis
der Internationalen Filmkritik und den Preis der Ökumenischen Jury. Im Mozart-Jahr 2006 wird Haneke erstmals eine Oper inszenieren:
"Don Giovanni" soll genau an Mozarts Geburtstag, dem 27. Jänner, an
der Pariser Oper Premiere haben. (red/APA/dpa/AP) >>>Die bisherigen "Besten Europäischen Filme" Die bisherigen "Besten Europäischen Filme"
(red/APA/dpa/AP)