"Wir sind nicht dafür verantwortlich, was außerhalb der Botschaft geschieht", beteuern österreichische Diplomaten in Belgrad im Zusammenhang mit Inseraten in dem Anzeigenblatt Halo Oglasi, in dem Visa für Österreich angeboten werden. Die Frage sei natürlich, ob jemand im Konsulat involviert sei oder nicht, und das schließe man aus. Denn nach den großen Visa-Affären in den Neunzigerjahren wird die Botschaft in Belgrad streng unter die Lupe genommen.

Riesige Menschenschlangen vor Schengen-Konsulaten gehören zum Alltagsbild in Belgrad. Und in einem verarmten Land mit enormer Arbeitslosigkeit bietet eine solche Situationen diverse Geschäftsmöglichkeiten: Es gibt professionelle "Schlangensteher", die einem den Platz in der Reihe halten, "Formularausfüller", und die wirkliche "Visa-Mafia", die die notwendigen Dokumente verkauft. Deshalb wundern auch keine Anzeigen wie: "Wir verschaffen Schengen-Visa mit ihren oder unseren Dokumenten. Bezahlt wird nach der Realisierung."

"Ein alter Hut"

Wenn Menschen mit "echter" und "vollständiger" Dokumentation kommen, dann bekommen sie eben ein Visum, man sei nicht in der Lage zu prüfen, wie einzelne Personen zu diesen Dokumenten gekommen seien, heißt es am Konsulat.

"Das ist ein alter Hut", sagte Astrid Harz, die Sprecherin von Außenministerin Ursula Plassnik am Sonntag. Mit der so genannten Visa-Affäre, in der gerade Untersuchungen laufen, hätten die Inserate in Halo Oglasi aber nichts zu tun. (DER STANDARD, Printausgabe 5.12.2005)