"Geht um meine Ehre": ORF Chefredakteur Seledec.

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"Menschlich und dienstlich erschüttert" zeigt sich ORF-Chefredakteur Walter Seledec nach schweren Verbalattacken von Publikumsräten. Fritz Muliar (SP-Senioren) hatte Seledec wie berichtet "Würschtl" und "Arschlecker" genannt, Peter Karner (Evangelische Kirche) sprach von einem "Charakterschwein". DER STANDARD und derStandard.at distanzieren sich von den Beschimpfungen.

Seledec will "selbstverständlich" rechtliche Schritte gegen die Angriffe ergreifen, sagte er Dienstag der APA: "Es geht ja um meine Ehre."

Exjustizminister und Rechtsanwalt Dieter Böhmdorfer wusste Dienstag noch nichts von diesen Absichten. "Ich habe keinen Auftrag und momentan kein Mandat", sagte Böhmdorfer auf STANDARD-Anfrage.

Böhmdorfer vertrat Seledec zuletzt gegen den ORF, weil Generaldirektorin Monika Lindner die "Zwangspensionierung" (Böhmdorfer) aussprach, nachdem Seledec eine Traueranzeige der FPÖ unterschrieben hatte. "Das ist bereinigt", sagt Böhmdorfer: "Für mich war es so abgeschlossen, dass er dort bleibt."

"Außerhalb der Norm"

Inzwischen lieferte Seledec als "Ehrengast" einer Gedenkenfeier für einen NS-Fliegeroffizier einen weiteren Anlass, seine Eignung zum ORF-Chefredakteur zu hinterfragen.

Die Gedenkfeier rechter Recken bot den Anlass für die Debatte im Publikumsrat am Montag. Seledec: "Mir ist so was noch nie passiert. Es gibt menschliche Umgangsformen, die muss man auch bei sachlichen Differenzen einhalten." Vorgehen will er gegen "alle, die sich außerhalb der Normen gestellt haben, die unter zivilisierten Menschen üblich sind".

Seledec fühlt sich von ORF und Heer, dessen ranghoher Reserveoffizier er ist, allein gelassen: "Der Begriff Loyalität geht mir über alles. Das kann man von mir erwarten, das darf ich dann aber auch erwarten. Wenn Leute angegriffen werden, dass man sie loyal verteidigt. Das vermisse ich von ORF und Bundesheer."

"Rote Khmer"

Allein die FPÖ und ihr Obmann Heinz-Christian Strache verteidigten Seledec. Strache sprach von "unwürdiger Menschenhatz", "Pol-Pot-Manier" und "Roten Khmer" im Publikumsrat. Seledec: "Es gibt nur einen, der es tut, und dafür bin ich dankbar."

Georg Weißmann, der Vorsitzende des Publikumsrats, ließ Dienstag verlauten, er habe sich in der Sitzung "bemüht, die Diskussion aus diesem Fahrwasser herauszuhalten". Montag hatte sich Weißmann noch Muliars Wortmeldung - abgesehen vom Begriff "Arschlecker" - angeschlossen. (fid, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.12.2005)