Abidjan - Sie haben vergewaltigt, Hände und Füße amputiert und getötet: Die Liste der Verbrechen der Rebellengruppe Vereinigte Revolutionäre Front (RUF), die seit vergangener Woche 500 UNO-Blauhelmsoldaten in ihrer Gewalt hält, ist lang. Die Brutalität ihres Vorgehens während neun Jahren Bürgerkrieg in dem westafrikanischen Land ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Friedensabkommen nicht umgesetzt Auch neun Monate nach dem von Beginn an brüchigen Friedensschluss im vergangenen Jahr lässt der RUF-Anführer und heutige Vize-Präsident Sierra Leones, Foday Sankoh, die Einwohner zittern. Die Bilder von grausam verstümmelten Kindern, denen die Rebellen Hände und Füße abgetrennt haben, bleiben für immer mit dem Namen RUF verbunden. Mehr als 50.000 Menschen sind nach UNO-Angaben während des Bürgerkriegs in dem an Diamanten reichen Land an der Westküste Afrikas getötet worden. Kämpfen für den Diktator, der Demokratie will... Im März 1991 begann der Aufstand im Osten des Landes. Zunächst kämpften die Rebellen gegen das angeblich korrupte Regime von Präsident Joseph Momoh. Noch heute rühmt sich Rebellenchef Sankoh, dem die 45.000 RUF-Anhänger treu ergeben sind, für Demokratie und gegen die Korruption zu kämpfen. Schon kleine Jungs wurden und werden für die freiwilligen Truppen ausgebildet. Der Zulauf zu der Rebellenorganisation Anfang der 90er Jahre war groß. Schon 1992 kontrollierte die RUF alle Provinzen im Osten und Südosten - und damit die meisten Bodenschätze und besten Ackerböden. 1996 verließ die Front den Untergrund und nahm Gespräche mit dem demokratisch gewählten Präsidenten Ahmad Tejan Kabbah auf. Nach dessen Sturz durch die Militärjunta 1997 schlugen sich die Rebellen auf die Seite der Putschisten. Nur neun Monate später wurde Kabbah von den Westafrikanischen Streitkräften ECOMOG wieder eingesetzt. Die Rebellen wurden in den Norden und Osten des Landes zurückgedrängt. Seither terrorisierten sie die Bevölkerung. Mindestens 440.000 Menschen suchten Zuflucht in den Nachbarländern Guinea und Liberia. Im Juli 1999 schlossen die RUF und Präsident Kabbah ein Friedensabkommen. Sankoh wurde zum Vize-Präsidenten und zum Chef der mächtigen Bodenschatz-Kommission ernannt. Außerdem bekam die RUF vier Posten in der Regierung. Im Gegenzug wurde jedoch verlangt, dass die Rebellen ihre Waffen abgeben. Höchstens ein Drittel der Kämpfer sind diesem Aufruf jedoch bisher gefolgt. (APA/AFP)