Ob nach dem selbst auferlegten Winterschlaf der Tierpark wieder den Besuchern offen stehen wird, ist ungewiss.

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Graz - Wer dachte, dass der Tierpark Herberstein nur als Wahlkampfthema ausgeschlachtet wurde, wird diese Woche eines Besseren belehrt. Denn während der Tierpark selbst am 7. November seit zehn Jahren erstmals einen Winterschlaf antrat und bis auf Weiteres für Besucher geschlossen bleiben soll, hält die Frage, was in Zukunft mit dem hoch verschuldeten Unternehmen passieren soll, die Landesregierung weiter wach.

Nachdem Landeshauptmann Franz Voves (SP) ankündigte, über eine Überbrückungshilfe des Landes von 600.000 Euro nachzudenken, die das Überleben des Tier-und Naturparks ermöglichen sollte, erntete er Kritik von seinem Stellvertreter und Tourismuslandesrat der ÖVP, Hermann Schützenhöfer. Dieser sieht gar das "Waterloo der SPÖ" kommen, weil das von der ÖVP vorgelegte Modell inklusive Pacht um rund 50.000 Euro weniger gekostet hätte. Der designierte Geschäftsführer der Landes-VP, Hannes Missethon, wirft Voves zudem vor, "die Wähler bewusst getäuscht" zu haben.

Voves blieb angesichts dieser Kritik gelassen: "Der SPÖ ist die Erhaltung des Tierparks schon immer am Herzen gelegen, wir sind allerdings stets für eine saubere Trennung zwischen Privateigentum und Tierpark eingetreten". Tatsächlich hatte vor der Landtagswahl auch die SPÖ im Landtag für den Erhalt des Tierparks gestimmt. Der Bericht des Landesrechnungshofes, in dem unter anderem von Privatentnahmen und mangelnder Kontrolle die Rede war, hatte erst später für Aufregung gesorgt.

Bis Jahresende wird es wahrscheinlich keine Einigung über Form und Höhe einer Unterstützung des Tierparks geben. Bis dahin führt Voves Gespräche mit Andrea Herbersteins Sohn, Max Herberstein, der als neuer Geschäftsführer und Gesellschafter der OEG Herberstein persönlich haftet. Dabei handle es sich "um eine Bauchentscheidung von hoher Sensibilität", so Voves. Auch der Zeitpunkt einer Wiedereröffnung des Tierparks steht noch in den Sternen. Aus gut unterrichteten Kreisen heißt es, Max Herberstein, der die vergangenen Jahre in den USA und Großbritannien tätig war und nun die Ehre hat, das Unternehmen zu retten, bezahle die Tierpfleger bereits aus seinen persönlichen Ersparnissen.

"Es ist ein Hin und Her", so beschreibt Peter Hagenauer von den Grünen das für ihn unerwartet wieder ausgebrochene Hickhack der Großparteien. "Vor der Wahl fand ein Getöse gegen den Tierpark statt, an dem wir uns nicht beteiligt haben. Unsere Linie war ausschließlich jene, dass es nicht sein kann, dass das Land nicht weiß, was mit seinen Förderungen passiert. Die Praxis war so: Die Gräfin kam auf einen schnellen Kaffee und ging mit einer Förderung wieder hinaus." Für die Grünen bleibe ein "Beteiligungsmanagement" die Lösung.

Estag-Organhaftungen

Für Hagenauer Erfreuliches gab es indes bei einem anderen steirischen Skandalthema, das die Landtagswahl beeinflusst hatte. SPÖ und KPÖ stimmten am Dienstag einem Antrag der Grünen im Finanzausschuss des Landtags zu, in dem die neue Landesregierung, namentlich Franz Voves, aufgefordert wird, Organhaftungsklagen gegen einstige Estag-Manager zu erheben. (DER STANDARD, Colette M. Schmidt, Printausgabe, 7./8.12.2005)