Bei P&C hat man lieber Christbäume vor dem Geschäft stehen als Tierschützer. Darum meldet der Konzern selbst Demos an.

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Wien - "Solange Pelz verkauft wird, werden solche Aktionen weitergehen", schreibt ein anonymer Aktivist in einem einschlägigen Internetforum. Der Kampf Tierschützer versus Bekleidungskonzern Peek & Cloppenburg wird seit Längerem mit harten Bandagen geführt: Farbbeutel-Wurfattacken, beschmierte Wände, ruinierte Auslagenscheiben zeugen davon. Mit Kundgebungen vor den Filialen wollen die Tierrechtsaktivisten auch die Kunden - und vermeintliche Pelzkäufer - wachrütteln. Eine Schocktherapie, die Wirkung zeigen soll. Vor allem im Vorweihnachtsgeschäft.

In Wien wehrt sich der Konzern nun unter Ausnützung des Versammlungsrechts. Findige Mitarbeiter haben nämlich eine neue Variante ins Spiel gebracht, um die unliebsamen Protestler vor dem Geschäft wegzubekommen. Die Firma macht genau das, was die Tierschützer seit Langem tun: Peek & Cloppenburg demonstriert. Vor der eigenen Filiale auf der Mariahilfer Straße zum Beispiel. Und das nicht zu knapp, oft stundenlang.

Verhaltene Reaktion

Wer auf diese Idee gekommen ist, will der Handelsriese nicht verraten. Die P&C-Pressestelle in Düsseldorf reagiert verhalten auf die Anfrage des STANDARD: "Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass Tierquälerei bei der Aufzucht oder Tötung der Tiere vorkommt. Es handelt sich dabei um reine Nutztierhaltung. Pelz ist ein vertretbares, legales und legitimes Produkt." Fragen zu den Konzern-Demonstrationen werden nicht beantwortet.

Der Peek-&-Cloppenburg-Demozug scheint jedenfalls zu funktionieren. Die Tierrechtler ärgern sich nicht nur - sie müssen auch anderenorts und oft auch zu anderen Zeiten ihre Kundgebungen abhalten: "Bekleidungskonzern verhindert kritische Proteste", empört sich die Basisgruppe Tierrechte in einer Erklärung. Eine "solche Untergrabung des Versammlungsrechts darf nicht stumm hingenommen werden", schimpfen die Tierfreunde.

Gelassenheit

Hofrat Gerhard Zander vom Wiener Landesamt für Verfassungsschutz sieht die ganze Sache gelassener: "Es ist richtig, dass auch Peek & Cloppenburg - zu einem anderen Thema natürlich - Kundgebungen anmeldet." Die Behörde habe sich danach zur richten, wer seine Demo als erster angemeldet hat: "Das ist ein Wechselspiel der Kräfte, aber auf harmlose Art."

Im Fachjargon heißt die Aktion von Peek & Cloppenburg übrigens "Platzhalte-Demonstration". Zander: "Sie halten sich damit einen Platz frei, dass die anderen nicht zu nahe ans Geschäft kommen." Eine Praxis, die auch andere ausüben, etwa beim Generali-Center, ebenfalls auf der Mariahilfer Straße. Dort sind es aber nicht Tierschützer, die "stören", sondern bunthaarige Punks, deren Anwesenheit von den Händlern offenbar als geschäftsschädigend betrachtet wird. (DER STANDARD-Printausgabe 09.12.2005)