Widerspricht "Grundsatz der Objektivität", erklärte der ORF und kippte die Ortstafeldokumentation "Artikel 7" überraschend aus seinem Programm.

Foto: Navigator Film
Den geschichtlichen Hintergründen der Kärntner Ortstafelblockade spüren die heimischen Filmemacher Thomas Korschil und Eva Simmler in ihrer Dokumentation "Artikel 7 - Unser Recht" nach. Der ORF und das slowenische RTV haben das 83-Minuten-Werk mit produziert.

In Slowenien lief es im Abendprogramm, in Österreich jedoch verschwand der Film überraschend vom geplanten Programmplatz Sonntagabend 4. Dezember. Das lag nicht allein am Tod Michael Kehlmanns, dessen Fernsehfilm "Mich wundert, dass ich so fröhlich bin" der ORF dort kurzfristig platzierte.

Doku entspreche nicht dem Gebot der Objektivität

Nun soll die ORF-Rechtsabteilung entscheiden, ob die Anstalt "Artikel 7" noch sendet, erfuhr Produzent Johann Rosenberger auf dem Küniglberg. Auf mehrere Protestschreiben antwortete der zuständige ORF-Redakteur bisher nur per E-Mail: Der Streifen widerspreche "in einigen Aspekten" dem "Grundsatz der Objektivität". Für Filmemacher Korschil unverständlich: Das Drehbuch sei wiederholt mit den ORF-Verantwortlichen abgestimmt worden.

Für kommende Woche wurde eine Aussprache angesetzt. Die offizielle ORF-Auskunft macht wenig Hoffnung: "Der Film darf aus rechtlichen Gründen nicht ausgestrahlt werden", die Anstalt beruft sich auf ihre Verpflichtung zur Objektivität.

Die Kärntner Freiheitlichen brachten den ORF zuletzt wegen der angeblich einseitigen Doku "Die Kärntner Partisanen" vor Bundeskommunikationssenat und Verwaltungsgerichtshof. Beide Instanzen hatten freilich daran nichts auszusetzen. (bri, fid/DER STANDARD; Printausgabe, 10./11.12.2005)