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Ansichtssache: Das Petit Palais erstrahlt mit vergoldeten Schmiedeeisentoren wie neu.

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Paris - Das Petit Palais, das Pariser städtische Kunstmuseum, für die Weltausstellung 1900 erbaut, war seit 2001 wegen Renovierung geschlossen. Ab Samstag ist der stupend renovierte Bau wieder für Publikum zugänglich: Architekt Charles Girault (1851-1932) hatte das mehrere Stilrichtungen mischende Petit Palais in einem Zug mit dem weit größeren gegenüberliegenden Grand Palais und der Prunkbrücke Alexandre III konzipiert.

Der Blick von den Haupteingängen der beiden Monumentalbauten, die an der Ecke der Avenue des Champs-Elysées gelegen sind, führt perspektivisch direkt zum Invalidendom. Das Pariser Architektenduo Philippe Chaix und Jean-Paul Morel hat die Renovierung und Modernisierung des Petit Palais mit bemerkenswertem Einfühlungsvermögen durchgeführt.

Da die Stadt Paris 2002 von einem rechten Bürgermeister auf einen Sozialisten überging, wurden die Umbauarbeiten verzögert. Denn das Renovierungsbudget von 72,2 Millionen schien Bürgermeister Bertrand Delanoë eine zu hohe Belastung. Letztlich hat die Stadt Paris den zeitlichen Zweikampf mit dem Staat, der das ihm unterstehende Grand Palais renoviert, gewonnen. Das Petit Palais erstrahlt in neuem Licht, da die Architekten die ursprünglichen Fenster, die zugemauert worden waren, wieder öffneten.

Der Blick auf das Grand Palais einerseits und den ovalen Garten im Inneren des Petit Palais bringen Helligkeit und einen zeitgemäßen Charakter in die lange Eingangshalle mit ihren opulenten Deckenmalereien und der barockartigen Kuppel. In der Achse des vergoldeten Eingangsportals, die zum Palmengarten hinführt, wurde ein Café eingerichtet. Der Zugang zu den nunmehr übersichtlich präsentierten Sammlungen von 45.000 Werken ist - wie in allen Pariser Museen - gratis.

Wobei man - gegen die Chronologie aufgestellt - an den in Glasvitrinen einzeln aufgestellten Vasen von Emile Gallé oder Louis Comfort Tiffany vorbeigeht und Skulpturen und Gemälde des 19. Jahrhunderts (u. a. Monet, Courbet, Sisley) begutachtet. Die gezeigten Möbel und Gemälde des 18. Jahrhunderts sind beachtenswert. Im Untergeschoß, das durch Ausgraben um 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche vergrößert werden konnte, sind Skulpturen von Jean-Baptiste Carpeaux, Gemälde von Rembrandt, Renaissancewerke sowie chinesische bis griechische Vasen ausgestellt. Die temporären Ausstellungen, mit denen sich das Petit Palais bis 2001 profilierte, werden 2006 mit präkolumbianischer Kunst aus Peru sowie Rembrandts Kupferstichen fortgesetzt. (ogw/DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.12.2005)