Wien - "Logistische Meisterleistung" und "Meilenstein" ist es für die Ministerin. "Schlechte Organisation" und "Ignoranz" für den Ärztevertreter: Die E-Card polarisiert weiterhin. Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (VP) lobte am Montag zur Feier des Tages mit Vertretern des Hauptverbands der Sozialversicherungen das Chipkartenprojekt als wichtigen Impuls für mehr Qualität und Service für die Patienten. Nach sechs Monaten sind alle 8,2 Millionen Karten verschickt, 10.600 Ärzte angeschlossen, 216 folgen bis Jahresende.

Bereits ab nächstem Jahr soll das Arzneimittelbewilligungsservice flächendeckend in Betrieb gehen, chefärztliche Bewilligungen können dann ebenso wie die Vorsorgeuntersuchung neu über die Karte organisiert werden. Ziel des E-Card-Ausbaus sei die elektronische Gesundheitsakte, erklärte Maria Rauch-Kallat.

Deutlich weniger euphorisch sind nach wie vor viele Ärzte, vor allem in Wien. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, erneuerte im STANDARD-Gespräch die Kritik an der "schlechten Organisation" des E-Card-Projekts: "Der Zugang zum Arzt war einfach unbefriedigend und zu wenig vom Hauptverband geleitet. Es ist immer noch so, dass die Terminkoordination mit den Providern schlecht geht."

Wir haben immer nur Spott zu spüren bekommen"

Steinhart wirft vor allem E-Card-Projektmanager Volker Schörghofer "eine Ignoranz unserer Probleme" vor: "Wir haben immer nur Spott, Hohn, Ignoranz zu spüren bekommen." Und eines stört die Ärzte noch: "Wir sehen nicht ein, dass wir zahlen müssen." Derzeit fallen im Monat 40 Euro "Leitungskosten" an, welche die Wiener Ärzte bei den laufenden Vertragsverhandlungen mit der Wiener Kasse abgegolten haben wollen. (nim/DER STANDARD, Printausgabe, 13.12.2005)