Peking - Der Urahn von "King Kong" lebte in China. Der gigantische Affe war bis zu vier Mal so groß wie heutige Menschen und wog mehr als 550 Kilogramm - nicht ganz so viel, wie sein Hollywood-Kollege, der nun wieder durch die Kinos poltert. Er war auch kein Monster, sondern ein gemütlicher und langsamer Zeitgenosse, der sich wie der Riesenpanda vor allem von Bambus ernährte, wie Zähne und Kiefer erkennen lassen.

Bis jetzt wurde gerätselt, wann dieser größte Primat aller Zeiten gelebt hat. Die jüngste Analyse der McMaster Uni in Ontario kommt nun zum Schluss: Der Riesenaffe ist erst vor 100.000 Jahren ausgestorben und lebte lange Zeit Seite an Seite mit dem Frühmenschen Homo erectus.

1935, nur zwei Jahre nach dem ersten Auftritt "King Kongs" im Kino, fand der deutsche Paläontologe Ralph von Koenigswald in einer Apotheke in der britischen Kronkolonie einen riesigen "Drachenzahn", der keiner bekannten Spezies zuzuordnen war - zu Pulver verrieben, sollte daraus chinesische Medizin zur Potenzsteigerung gefertigt werden. Koenigswald fand bald noch mehr Zähne in Hongkong und Kanton und konnte so schließlich die Existenz einer frühzeitlichen riesigen Affenart nachweisen - des Gigantopithecus blacki. Doch erst Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gingen chinesische Paläontologen der Spur des Riesenaffen in Südchinas Karst-Region Guangxi nach. Dort fanden sie hunderte Zähne und sogar Kieferknochen.

"Wir wissen noch nicht, ob er aufrecht gehen konnte", erklärte nun Wang Fangchen von der chinesischen Expeditionsgesellschaft in Peking: "Es ist eher anzunehmen, dass er mit Händen und Füßen gegangen ist." Oft wurden Affenreste an Stätten gefunden, wo es auch menschliche Fossilien gab. Ob Homo erectus den Ur-Kong als Beute gejagt hat, sei unklar. Fest stehe nun jedoch, dass er von vor zwei Millionen bis vor mindestens 100.000 Jahren gelebt habe. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13. 12. 2005)