Wien - "Eine größere Schande kann die Politik nicht auf sich laden", zeigte sich Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, betroffen am Dienstag von der Hinrichtung von Stanley "Tookie" Williams. Der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger beginne seine Filmrolle als "Terminator" "einzulösen. Jetzt ist er wirklich dieser Auslöscher. Da kann einen nur Angst und Schrecken überkommen".

Mit der Hinrichtung des ehemaligen Gangmitgliedes, das sich in seinen Büchern dann gegen Gewalt und Drogen ausgesprochen hat, sei die immens wichtige gesellschaftspolitische Frage nach der Resozialisierbarkeit des Menschen negativ beantwortet worden. Williams' Wandlung von einem Menschen, der "der Gesellschaft der Hoffnungslosigkeit" angehört hatte, zu jemandem, der sich gegen Gewalt engagiert hat, sei "dessen größte Leistung nicht nur als Autor, sondern als Mensch" gewesen. Williams sei in seiner beispielhaften Rolle für die Gesellschaft als Lebender wichtiger gewesen als als Hingerichteter. Doch "absurderweise hat die gesellschaftliche Gewalt über ihn triumphiert", so Ruiss.

"Lebensauffassung, die der europäischen sehr fremd ist"

"Die demokratische Schande ist, dass damit Politik gemacht wird", sagte Ruiss. Schwarzenegger habe gerade deshalb "zum wiederholten und besonders krassen Male" bei einem Hinrichtungskandidaten keine Gnade walten lassen, weil er in "Angst um seine Wiederwahl" aus einer "Position der Schwäche" entschieden habe. Schwarzenegger spiele "einerseits den Filmhelden", nur um sich "andererseits politisch zu verstecken".

Es sei "das Tragische, dass jemand mit europäischen Wurzeln so besonders anpassungsfähig ist an eine Lebensauffassung, die der europäischen sehr fremd ist". Die Hinrichtung zeige den "gesellschaftspolitischen Unterschied zwischen den USA und Europa", so Ruiss.(APA)