Vera Pesata, Leiterin Marketing & Sales des Geizhals Preisvergleichs und Pressesprecherin: "Geizhals.at schafft Transparenz über den Preis hinaus, was dem Typus des emanzipierten Konsumenten (Stichwort "Smart-Consumer") entgegenkommt".

Die Fragen stellte Klaus Kraigher.

Bild: geizhals

Online-Shopping erfreut sich in Österreich großer Beliebtheit. Laut einer Studie des Online Markt und Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com kaufen zwischen 2,2 und 2,5 Millionen Österreicher derzeit im Netz und werden dabei im laufenden Jahr geschätzte 1,5 Milliarden Euro ausgeben. Das sind wie berichtet immerhin bereits 3,4 Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens, die in Österreich durch Online-Shopping generiert werden.

Neben Online-Einkaufszentren und Online-Auktionshäusern erleichtern vor allem Preisvergleich-Dienste das Shoppen im Netz. Vera Pesata, Marketingleiterin und Unternehmenssprecherin von Geizhals.at, spricht im WebStandard-E-Mail-Interview über die beliebtesten Waren, Missbrauch im Internet und die Konkurrenz zu bestehenden Online-Shops.

WebStandard: Welche Produkte gehen bei Geizhals am häufigsten über die virtuelle Ladentheke?

Vera Pesata: Digitalkameras, MP3-Player, Notebooks, LCD-Fernseher und TFTs.

WebStandard: Gibt es Pläne neue Produktgruppen ins Sortiment aufzunehmen?

Vera Pesata: Es bleibt der Schwerpunkt im Bereich EDV/ Unterhaltungselektronik/ Haushaltsgeräte – das ist unsere Kernkompetenz. Innerhalb dieses Bereiches wird das Angebot ausgebaut und vertieft. So gibt es beispielsweise den Bereich Haus und Garten neu im Programm.

WebStandard: Der typische Geizhals-User ist männlich und zwischen 20 und 40 Jahre alt. Gibt es Bestrebungen andere Zielgruppen, beispielsweise so genannte "Silver Surfer", also älterer Internetnutzer, zu erreichen?

Vera Pesata: Der Frauenanteil auf Geizhals ist laut aktuellen Untersuchungen von 7 Prozent (2003) auf 15 Prozent (2005) gestiegen. Diese Verdopplung in nur 2 Jahren freut mich persönlich sehr und zeigt, dass wir mit unsere Strategie des "sanften Ausbaus" unseres Produktsortiments auf dem richtigen Wege sind. Wie bereits angekündigt werden wir dies in Zukunft noch forcieren.

WebStandard: Missbrauch im Internet könnte sich zum Hemmnis für E-Commerce entwickeln. Können hier Gütesiegel und Bewertungsverfahren für seriöse Online-Shops Abhilfe schaffen?

Vera Pesata: Wir sind überzeugt davon, dass objektive Bewertungsverfahren hier Abhilfe schaffen und das Vertrauen in den E-Commerce stärken können. Daher haben wir gemeinsam mit dem Bundesgremium des Radio- und Elektrohandels der WKO eine Initiative gestartet, die diese Vertrauensbildung fördern und dem Konsumenten eine Orientierungshilfe bietet. Die Händler werden nach bestimmten Kriterien geprüft und erhalten bei positivem Abschluss des Verfahrens das Gütesiegel "WKO – Bundesgremium Elektrohandel – geprüft". Dieses wird auf Geizhals bei 63 Händlern angezeigt.

Eine weitere, von unseren Usern intensiv genutzte Möglichkeit stellt die Geizhals-Händlerbewertung dar. Nach einem Kauf kann der Händler von den Geizhals-Nutzern quantitativ und qualitativ bewertet werden. Die Händlerbewertung schützt vor Missbrauch und stärkt das Vertrauen in die Onlinehändler.

WebStandard: Ist Geizhals "Freund oder Feind" bestehender Online-Shops? Immerhin sind diese auf Grund des einfachen Preisvergleiches höherer Konkurrenz ausgeliefert.

Vera Pesata: Geizhals ist definitiv Freund bestehender Online-Shops, aber auch vieler Händler mit kleinen oder größeren Ladengeschäften. Auch große Online-Shops wie Amazon.com nutzen Geizhals.at als Vertriebspartner und sind bei uns mit einem guten Teil ihrer Produktpalette gelistet.

Geizhals Marketingleiterin Vera Pesata und Geizhals-Vorstand Marinos Yannikos.
Bild: geizhals

Den kleineren Händlern (online wie auch mit Ladengengeschäft) wiederum ebnen wir den Weg ins Internet und bieten ihnen eine unschlagbar kostengünstige Möglichkeit, an die 1,3 – 1,5 Millionen Unique-User von Geizhals heranzukommen. Händler mit Ladengeschäften können zwar aufgrund von höheren Fixkosten zumeist nicht so preis-aggressiv wie reine Onlineshops um Kunden werben. Dies wird aber von der Abholmöglichkeit im Ladengeschäft mehr als ausgeglichen. Dadurch sparen sich die Kunden die bei online Bestellungen zumeist anfallenden Versandkosten, können die gewünschten Produkt sofort abholen, sie auch vor dem Kauf ansehen und haben – last but not least – die Sicherheit "jemand am Kragen packen zu können", falls es Probleme mit dem gekauften Produkt gibt.

Ein weiteres Beispiel ist die bereits erwähnte Initiative mit dem Bundesgremium des Radio- und Elektrohandels der Wirtschaftskammer. Dabei werden nämlich nicht nur Gütesiegel verliehen, sondern diese bilden unter anderem die Voraussetzung für die Teilnahme an den Geizhals-Mietshops. Diese Möglichkeit wurde speziell für kleine Elektro-Händler geschaffen, um ihnen den Weg ins Internet zu ebnen. Zusammengefasst: Geizhals sieht sich also als Freund seiner Händler, aber auch als Wegbereiter eines fairen und transparenten Wettbewerbs. Und – wir sehen letzteres nicht als Widerspruch!

WebStandard: Bringt die Teilnahme bei Geizhals den Händlern Gewinnsteigerungen?

Vera Pesata: Das Betriebswirtschaftszentrum der Universität Wien hat sich im Vorjahr mit genau dieser Frage beschäftigt und eine Umfrage unter den Geizhals-Händlern durchgeführt. Das Ergebnis der Untersuchung: Geizhals bringt den Händlern nicht nur mehr Umsätze, sondern auch zusätzliche Gewinne. So verzeichnen 47 Prozent der Geizhals-Händler nicht nur Umsatz-, sondern auch Gewinnzuwächse.

WebStandard: Häufig beklagt sich die heimische Wirtschaft über das derzeit herrschende Motto "Geiz ist geil". Vertreter der Wirtschaftskammer Wien klagten mitunter sogar, dass dieses Handeln zu einer Rezession führen könne. Verschärft eine Plattform wie Geizhals diese Problematik?

Vera Pesata: Wir von Geizhals.at sehen uns als Robin Hood der KMUs, denn wir bieten sehr viel Unterstützung für kleine Händler, wie etwa eine kostengünstige und zielgerichtete Möglichkeit der Neukundengewinnung mit sehr geringen Streuverlusten. Auch zeigen universitäre Untersuchungen, dass es bei Geizhals keineswegs nur um den besten Preis geht. Unsere Kunden geben teilweise sogar mehr Geld aus als solche, die sich nicht über Preisvergleichsplattformen informieren. Geizhals.at schafft Transparenz über den Preis hinaus, was dem Typus des emanzipierten Konsumenten (Stichwort "Smart-Consumer") entgegenkommt. Auf Geizhals.at sind folgende Punkte wichtig für den Verkaufserfolg: Preis, Lagerstand, Händler bekannt/unbekannt, Ladengeschäft Ja/Nein, Geizhals-Händlerbewertung, Gütesiegel Ja/Nein. Augrund von obigen Variablen trifft der Geizhals-User seine Kaufentscheidung – d.h es fließt viel mehr Information in den Händlerfindungsprozess ein als nur der günstigste Preis.

WebStandard: Wie hoch ist der Anteil der Geschäfte, die betrügerisch oder mit Missverständnissen auf Seiten von Käufern oder Verkäufern, verlaufen?

Vera Pesata: Missverständnisse gibt es sicherlich häufiger – meist geht es dabei um angegebene Lagerstände. Da Geizhals eine reine B2C Plattform ist, und wir nur Händler mit Gewerbeberechtigung auf Geizhals aufnehmen, gibt es zumindest von Händlerseite im österreichischen Geizhals kaum Betrugsfälle. Trotzdem ist einem unsicheren Käufer bei Erstbestellung von Vorkassa abzuraten – Nachnahmebestellungen sind absolut sicher.

WebStandard: Das Online-Auktionshaus eBay setzt vermehrt neben Privat-Auktionen auf professionelle Gewerbetreibende. Wächst hier ein global agierender Konkurrent für Geizhals heran?

Vera Pesata: Ebay würde ich, trotz verstärkter Aktivität im B2C Segment, als C2C Plattform wahrnehmen. Der Umstand, dass Ebay vor kurzem den Preisvergleichsanbieter Shopping.com gekauft hat, verstärkt diesen Eindruck. Denn warum sollte Ebay eine B2C Plattform kaufen, wenn seine Strategie darauf hinaus läuft, B2C Plattformen durch das eigene Produkt unnötig zu machen?

Unabhängig davon besteht die Stärke von Geizhals u.a in der regionalen Nähe zum Kunden und zum Händler. Viele unserer Kunden nützen auch die Möglichkeit, die Waren bequem online auszuwählen und zu bestellen, holen sie dann aber lieber selbst vor Ort ab. Hier bieten wir dem Kunden die bestmögliche Übersicht, anhand spezifischer Suchmöglichkeiten kann er die Händler gezielt nach den gewünschten Kriterien aussuchen. Und es stehen dem Kunden auch nach dem Kauf die Serviceleistungen zur Verfügung, die er bei einer Bestellung irgendwo im WWW sicher nicht hat. Zudem kommen unsere hohen Sicherheitsstandards und die Bewertungen in den Foren. Wir kennen unsere Händler und man kann jederzeit auch in den Foren nachvollziehen, mit wem man es zu tun hat. Zudem verfügt Geizhals.at mit durchschnittlich 1,3 – 1,5 Millionen Unique Clients im Monat über eine starke Marktposition und ist eine der erfolgreichsten österreichischen E-Commerce-Plattformen. Und auch in Deutschland weiß man die Vorteile und die Kompetenz von Geizhals.at zu schätzen. Heuer wurden wir bereits zweimal in Rankings deutscher Fachmedien zur Nummer 1 unter den Preisvergleichsplattformen gewählt. (kk)