Wien - Finanzminister Karl-Heinz Grasser wird um dem Jahreswechsel entscheiden, wer neuer Präsident der Finanzprokurator wird - ein äußerst wichtiger Posten. Denn die Finanzprokurator vertritt und berät die Republik bei allen Rechtsangelegenheiten, ist also "Anwalt der Republik".

Noch vor Weihnachten soll die Bestellungskommission ein letztes Mal tagen. Dem Vernehmen nach gibt es mehrere interne Interessenten, aber auch eine von außen: die 35-jährige Rechtsanwältin Kathrin Hornbanger. Sie verfügt nicht nur über einen beeindruckenden Lebenslauf, sondern auch über gute Kontakte zu Grasser: Die beiden kennen sich aus der Schulzeit, Hornbanger ging in Grassers Parallelklasse.

Im Finanzministerium hält sich deshalb hartnäckig das Gerücht, dass die Ausschreibung von vornherein für sie maßgeschneidert wäre. "Ich habe wie alle anderen auch die Ausschreibung in der Wiener Zeitung gelesen", wehrt sich Hornbanger, die zuletzt als Prokuristin und Leiterin der Rechtsabteilung der Bundesbeschaffung GmbH werkte, im STANDARD-Gespräch.

Es dürfte aber noch einen Grund für die Unruhe geben: Die Rechtsanwältin hat bei ihrer Bewerbung ein Konzept für die Weiterentwicklung der Prokuratur vorgelegt: sie will sie als Gesellschaft des Bundes führen, um flexibler agieren zu können. "Das ist die logische Fortsetzung der Verwaltungsreform, den Status Quo zu verwalten kommt für mich nicht in Frage." (tó/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.12.2005)