Hilfe für jugendliche Flüchtlinge: Die Caritas-WG in Wien-Favoriten erhielt am Freitag eine Spende für Bildungsmaßnahmen von der US-Firma Booz Allen

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Wien - Das überfüllte Erstaufnahmezentrum Traiskirchen sei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht der ideale Aufenthaltsort, erläutert Heinz Fronek von der Flüchtlingshilfsgruppe Asylkoordination. Besonders nicht für solche, die ohne Angehörige nach Österreich flüchten mussten und die nach ihren oft traumatischen Erlebnissen besonders intensiver Betreuung bedürfen.

Solche Betreuung in einer gewissen Atmosphäre von Geborgenheit bieten in Wien mehrere Wohngemeinschaften von Caritas, Diakonie und anderen Sozialhilfsvereinen an. Doch seit mehreren Monaten sind immer mehr "unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" im Osten Österreichs auf jene 73 Betreuungsplätze angewiesen, die der Bund in Traiskirchen unterhält.

Aufnahmestopp seit Juni 2005

Fronek: "Seit Juni 2005 herrscht in den Wiener Flüchtlings-WGs ein Aufnahmestopp." Dieser "unhaltbare Zustand" drohe sich jetzt noch weiter zuzuspitzen: "In den kommenden Monaten sollen 63 der bisher 167 Plätze in der Bundeshauptstadt abgebaut werden." Österreichweit gibt es derzeit 561 derartige Betreuungsplätze.

Tanja Kraushofer, Leiterin der Caritas Ausländerhilfe, bestätigt die Schrumpfpläne: "Bei den Jugendlichen-WGs verkleinern wir uns in Wien um die Hälfte." Doch nicht die Caritas selbst habe diesen Vorsatz gefasst, sondern der Geldgeber: der Fonds Soziales Wien, der im Rahmen der Bundländervereinbarung die Grundversorgung für Asylwerber in Wien finanziert.

Mehr Kids in andere Bundesländer

"Die Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden reduziert, weil wir sie nicht mehr brauchen", erklärt dies Florian Winkler, Sprecher des Fonds. Statt in Wien, das seine Flüchtlingsunterbringungsquote bei Jugendlichen um 35 Prozent übererfülle, müssten in Zukunft eben mehr Kids "in anderen Bundesländern untergebracht" werden. So, wie es laut Aufteilungsquote vereinbart sei, das betont auch die zuständige Stadträtin Renate Brauner (SP): "In diesem Rahmen steht Wien natürlich zu den Betreuungsverpflichtungen."

Tatsächlich hätten etwa Oberösterreich und Tirol neue Plätze geschaffen, doch leider zu wenige, merkt hier Fronek an. Der Streit um die Flüchtlingsaufteilung drohe auf dem Rücken Jugendlicher ausgetragen werden. Während sich Kraushofer fragt, "ob sich die Caritas die geschrumpften WGs noch wird leisten können". Bei der für Kinderflüchtlinge notwendigen Intensivbetreuung kämen "15 Kids fast so teuer wie 30". (Irene Brickner; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.12.2005)