Wien – Nach heftigen Protesten rund um eine Podiumsdiskussion mit dem Generalsekretär der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen Fritz Edlinger an der Uni Graz – der STANDARD berichtete – und dem Vorwurf Edlinger vertrete einen "linken Antisemitismus", distanzierte sich der Herausgeber des Buches "Blumen aus Galiläa" von Israel Shamir in einer Pressekonferenz in Graz von der Publikation mit "antisemitischen Passagen" und will jede Bewerbung desselben ab sofort einstellen.

Fitz Edlingers Distanzierung während einer Pressekonferenz in Graz im Wortlaut:

"Vieles [im Buch Shamirs] ist korrekt und lesenswert, manches ist überspitzt, weniges ist absolut inakzeptabel. Ich distanziere mich von Passagen in dem Buch, die antisemitisch sind, oder auch die als antisemitisch interpretierbar sind, auch wenn ich als Herausgeber im Vorwort nach wie vor aufscheine. Das ist etwas, das es in diesem Buch gibt. Da sind einige solcher Passagen drinnen, und ich bedaure daher auch, dieses Buch herausgebracht zu haben in einer gewissen Fehleinschätzung dessen, was Leser in bestimmte Passagen hineininterpretieren können oder als solches verstehen. Ich bedaure und verurteile auch, dass Shamir als Autor offensichtlich auch Kontakte zu Gruppen und Personen hat, die rechtsradikal sind. Das ist zu verurteilen. Und ich muss gestehen, dass wir bei der Einschätzung des Textes tatsächlich zu wenig das getan haben, was wir im nachhinein tun mussten, […] das internationale Web zu durchforsten, wo es überall Zitate, Links gibt […] das war ein […] Fehler, der sich im nachhinein als schwerwiegend herausgestellt hat."

Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) bewertete gegenüber DER STANDARD dieses Buch von Israel Shamir als "eine der übelsten Hetzschriften nach 1945". Der Herausgeber des Onlineportals "Die Jüdische" hatte diese Publikation bereits letzten August bei der Staatsanwaltschaft Wien wegen "Volksverhetzung" angezeigt, im September wurden die Ermittlungen allerdings wieder eingestellt.

Auf die Nachfrage des Standard.at, was die Staatsanwaltschaft in dieser Causa unternehmen werde, nachdem sich nun selbst der Herausgeber wegen "antisemitischer Passagen" von den "Blumen aus Galiläa" distanziert, antwortete der Leiter der Medienstelle Kloiber "es bleibt abzuwarten, ob die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufnehmen wird". (miS)