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Es geht "nicht um einen zusätzlichen Ausbeutungsfaktor, sondern um eine Beschäftigungsfaktor", so IV-Präsident Sorger.

Foto: APA/Jaeger
Wien - Die Sozialpartner hätten vereinbart, variable Arbeitszeiten in den Kollektivverträgen (KV) zu fixieren. Bei den heurigen KV-Verhandlungen sei es aber nicht zu den vereinbarten Lösungen gekommen, kritisierte IV-Präsident Veit Sorger am Mittwoch in einer Abschluss-Pressekonferenz. Er verlangt jetzt einen klaren "Ordnungsrahmen" für die Arbeitszeitflexibilisierung.

Außerdem würden sich die hohen Lohnabschlüsse zwar "massiv auf die Industrie auswirken". Leisten könnten sich dies nur große Industrie-Unternehmen, die internationalisiert hätten. Von mittleren Uunternehmen mit 200 bis 300 Beschäftigten, die nur in Österreich aktiv seien, seien dagegen zuletzt zahlreiche "Hilferufe" gekommen. Für sie müsse es im nächsten Jahr dringend Entlastungen geben.

Konkret fordert die Industrie bereits seit zwei Jahren eine "Formel 10-12-60-2": Die tägliche Normalarbeitszeit soll demnach von acht auf zehn Stunden angehoben, die tägliche Höchstarbeitszeit mit zwölf Stunden und die wöchentlichen Höchstarbeitszeit mit 60 Stunden verankert werden. Der Durchrechnungszeitraum soll nach IV-Vorstellungen bei zwei Jahren liegen. Die Wirtschaftskammer gebe sich mit einem Jahr zufrieden. Die Industrie brauche aber wegen der stark schwankenden Aufträge zwei Jahre Durchrechnungszeit, betonte Sorger.

Modernes Arbeitsrecht

Die Frage sei: "Wollen wir ein modernes Arbeitsrecht, durch das gearbeitet werden kann, wenn Arbeit da ist oder wollen wir in Kauf nehmen, dass Investitionen nicht in Österreich getätigt werden?" Es sei "unverständlich, dass es bei den Arbeitnehmern bei diesem Anliegen keine Bewegung gibt".

Dass das Thema für die Gewerkschaften "heikel" sei, sei klar. Es geht aber "nicht um einen zusätzlichen Ausbeutungsfaktor, sondern um eine Beschäftigungsfaktor", so Sorger wörtlich. Gleichzeitig versicherte er, dass zusätzliche Gewinne aus einer Arbeitszeitflexibilisierung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geteilt würden. Modelle dafür seien in Ausarbeitung.

IV-Generalsekretär Markus Beyrer ortet unter dieser Bedingung durchaus Zustimmung auch unter den Arbeitnehmern. Zwei Drittel der Arbeitnehmer seien nach Umfragen der IV "durchaus bereit zu flexibleren Arbeitszeiten, wenn es für beide Seiten Vorteile gibt".

Sorger und Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl verhandeln derzeit weiter mit den Gewerkschaften verhandeln. Konkreten Zeitrahmen in Hinblick auf die Nationalratswahlen gebe es keinen, so Sorger. Die Flexiblisierung müsse "so rasch, wie möglich kommen". Ob die Neuregelung vor oder nach den Wahlen zu Stande komme, sei für den Standort aber egal, meinte Beyrer. (APA)