Woem - Im Streit um eine Arbeitsflexibilisierung hat die Gewerkschaft der Industriellenvereinigung (IV) bei ihrer Forderung nach einem Ordnungsrahmen eine neuerliche Absage erteilt. Die von der IV verlangte Formel, wonach vor die tägliche Normalarbeitszeit von acht auf zehn Stunden angehoben und die Durchrechnungszeit auf zwei Jahre ausgedehnt werden soll, sei "ein reines Sparmodell und kein Flexibilisierungsmodell", kritisierte Karl Proyer, Chefverhandler für die Kollektivverträge in der Privatangestellten-Gewerkschaft (GPA) am Mittwoch in einer Reaktion.

Für Gespräche über "Modelle, die einen tatsächlichen Produktivitätsgewinn bringen würden", sei die Gewerkschaft jederzeit offen. Rahmen dafür seien nach Meinung der Gewerkschaft jedoch die Branchenkollektivveträge. Dass dort in den Verhandlungen 2005 nichts geschehen sei, wie die IV kritisiert, wies Proyer zurück. "Für eine generelle Öffnung der Arbeitszeit nach irgendeiner Formel" sehe er jedenfalls keinen Bedarf, so der GPA-Mann.

Ertragreiches Jahr

Auch einen dringenden Handlungsbedarf zur Entlastung von Mittelbetrieben nach den kräftigen Lohnabschlüssen im heurigen Jahr sieht Proyer entgegen der IV nicht. Auch für die meisten Mittelbetriebe der Industrie sei 2005 "ein außerordentlich ertragreiches Jahr gewesen". Den Lohnabschluss könnten auch diese Unternehmen "durchaus verkraften".

Außerdem hätten auch die Wirtschaftsforscher zuletzt bestätigt, dass die hohen Lohnabschlüsse und die dadurch gestiegen Kaufkraft ein "wesentlicher Faktor in der guten Wirtschaftsentwicklung seien". Arbeitszeitmodelle, die auf eine Einkommenskürzung hinauslaufen würden, lehne die Gewerkschaft daher auch in Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung ab.

Grüne: IV-Plan brächte bis zu 1 Mrd. Einkommensverlust

Heftige Proteste hat der Vorstoß auch bei den Grünen-Arbeitnehmervertretern ausgelöst. "Der Wegfall von Überstundenzuschlägen würde den ArbeitnehmerInnen einen Einkommensverlust von bis zu einer Milliarde Euro bescheren", erklärte der Bundessekretär der Grünen Gewerkschafter AUGE, Markus Koza, am Mittwoch in einer Reaktion. Statt einer Ausdehnung der Normalarbeitszeit auf zehn Stunden sprachen sich die Grünen für eine Arbeitszeitverkürzung aus. "Die letzte gesetzliche Arbeitszeitverkürzung ist bereits dreißig Jahre her", so Koza. (APA)