Erstmals seit Langem in einer Einzelpräsentation: Franz Graf in der Galerie Georg Kargl.

Foto: Galerie Kargl
Wien - Installation, Rauminstallation, Objekt, Schwarz-Weiß-Fotografie, Fotografie, Konzeptkunst, Siebdruck, Zeichnung, CD-ROM, Kunst im öffentlicher Raum, Plakat, Malerei, Mischtechnik, Musik, elektronische Musik: Franz Graf wird unter vielen Suchkriterien gelistet. Ein "Toll!" mag es da jetzt den vielen unvermittelt aufstoßen, die auch selbst gern überall dabei sind.

Franz Graf sagt schlicht: "Love My Dreams" - und die passen eben nicht in ein Schubladel. Und vielleicht auch deshalb war von Franz Graf in den letzten Jahren wenig zu sehen. Weil: Der hat einen Wiedererkennungswert, der sich nicht als Logo eignet. Der ist womöglich so schwer zu vermitteln, dass man aus seiner Kunst nicht ohne Weiteres ein Plakat für die Fußball-Europameisterschaft ableiten kann. Der bietet den Unbeholfenen keine Krücke an.

"Love My Dreams" ist kein Angebot, "Love My Dreams" ist eine Forderung. Nicht dass Franz Grafs Weltbild witzlos wäre, es ist bloß nicht billig zu haben. Es kommt unvermittelt, es geht davon aus, dass "Pädagogik" und Werk unabhängig voneinander bestehen. Franz Graf ist konservativ genug, seinem Werk keinen Faktor "Geschicklichkeit" einzubauen.

"Love My Dreams", sagt er - und der rote Pfeil zeigt nach unten. Ein Porträt kommt doppelt daher: als Foto im billigen Rahmen samt handelsüblichem Styropor-Korsett, ein Porträt, das jemand vermessen hat, um in einer gezeichneten Variante darauf eine Lesart des Gesichts hervorzuheben. Das Antlitz zeugt von Trotz, spiegelt eine Pose der Weltverachtung.

Die Verästelung der Haarsträhnen vor dem fragenden Blick aus dem gesenkten Haupt forciert das latent Geile im noch ziellosen Widerstand. Diesen nicht zu desavouieren ist eine Übung zwischen ihr und ihm. Jedenfalls wird Laub fallen.

Vielleicht wird die Klärung Requisiten erfordern, Werkzeuge, Waffen, Spielsachen, vielleicht bedarf es der Klinge, die von einer Spirale geführt wird, von unendlich vielen Liebenden. Ketten und Haken sind sicher brauchbar, die konventionelle Kiste aus dem Weg zu schaffen, das Sperrholz, dem die übliche Antwort, das "Nein" eingeschrieben ist. Der Haken am Seil-(zug) ist ebenfalls rot, hebt das Abwärts der Pfeile auf. Isolierte Äste sind Zeugen für Entwicklungsverläufe, ein Rabe steht wie immer auf der anderen Seite des Kreuzes. Das Kreuz schwebt nicht, Ketten von dieser Welt ermöglichen seinen Triumph über die Szene. Deren Versagen ließe es jederzeit zum Spaltkeil werden, kraft des Dornes, der es sonst fest verankert, den Konfektionsfelsen, auf dem es gebaut ist, zerschmettern.

Bei Joseph Beuys führte Ähnliches 1985 zu Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch. Auch Joseph Beuys' Kunst war als Zumutung gedacht. Und auch Beuys erlebte etwa Boxen und Aquarellieren nicht als Widerspruch.

Wo treffen sich die Klassik und das Leben, wo ist der Ort, an dem die stilisierte Form mit jenen Wunden zusammenfällt, welche das Konkrete, das jeweils erwählte Gegenüber zufügt. Und ist ein anderer denn der obsessive Weg dorthin denkbar? Und was ist paranormal? Und beginnt Sinnlichkeit nicht erst dort, wo alle Mitspieler endlich davon lassen, Einverständnis vorzutäuschen? Und kann man Natur in einer nicht pervertierten Form überhaupt ertragen?