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Paris - Ein 77-jähriger Franzose hat zum zweiten Mal ein Dada-Pissoir des Künstlers Marcel Duchamp (1887-1968) mit einem kleinen Hammer beschädigt. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, schlug der Mann am Vortag Keramikstücke aus dem Kunstwerk "Fontaine" (Springbrunnen) von 1917, das in einer großen Dada-Ausstellung im Pariser Centre Pompidou zu sehen ist. Der Täter wurde in Polizeigewahrsam genommen, das Pissoir muss restauriert werden. Der 77-jährige Mann hatte das bekannte Werk Duchamps bereits 1993 in einer Ausstellung in Nîmes zu zerstören versucht und dabei behauptet, er sei selbst ein Künstler.

Ohnedies wohl eine Kopie

Das "Fontaine" genannte Werk gilt als das berühmteste "Ready Made" von Marcel Duchamp und als Ikone der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Duchamp hatte das Pissoir 1917 durch Benennung und das Signieren mit dem Pseudonym Richard Mutt in den Status eines Kunstwerkes erhoben. Und eine Kunstkommission, der ironischerweise Duchamp selbst angehörte, hat es in Folge von einer Ausstellung ausgeschlossen. Damit löste er eine die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts prägende Diskussion u. a. darüber aus, ob das Schaffen oder die Idee in der Kunst Vorrang habe. Duchamp selbst provozierte mit seinen "Ready Mades", in den Rang von Kunstwerken erhobenen Industriegegenständen, einen Streit über die Definitionsmacht des Künstlers. "Fontaine" nannte er eine "Übung in Geschmack".

Angesichts des anhaltenden Diskurses über die Aufgabe des Künstlers und die notwendigen Charakteristika eines Kunstwerkes wundert es kaum, dass das Original-Urinal laut mehreren Quellen nicht mehr existiert, sondern auf dem Müll landete. Das heute gezeigte Objekt ist eine spätere Kopie. (APA/dpa)