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Den höchsten Anteil an Berufstätigen, die unter ihrer Qualifikation arbeiten, findet man mit rund 45 Prozent bei Personen, die weder in Österreich geboren wurden noch die österreichische Staatsangehörigkeit besitzen.

Foto: APA/DPA/Wüstneck
Wien - Das berufliche Potenzial von Migranten bleibt in Österreich weitgehend ungenutzt: Den höchsten Anteil an Berufstätigen, die unter ihrer Qualifikation arbeiten, findet man mit rund 45 Prozent bei Personen, die weder in Österreich geboren wurden noch die österreichische Staatsangehörigkeit besitzen. Auf dieses Ergebnis kommt eine der APA vorliegende Studie des Zentrums für soziale Innovation, basierend auf den Volkszählungsdaten 2001 der Statistik Austria. Studienautor August Gächter vertritt die These, dass in Österreich der Aufstieg von Migranten mit schlechten Jobs in Österreich nicht gewollt sei.

Den zweithöchsten Anteil an Personen, die in Jobs unter ihrer Qualifikation arbeiten, findet man bei Migranten, die zwar in Österreich geboren wurden, aber nicht die Staatsbürgerschaft besitzen - und zwar 30,5 Prozent der Berufstätigen mit Lehre oder höherem Abschluss. Österreichische Staatsbürger, die auch in der Alpenrepublik geboren wurden, stellen mit nur rund 17 Prozent die kleinste Gruppe der eher schlecht qualifizierten Berufstätigen.

Berufstätige aus Drittstaaten

Stammen die Migranten aus den 25 EU-Staaten klappt der berufliche Alltag schon etwas besser: Von den 122.800 Beschäftigten mit Herkunft "Ausland" - darunter 38.000 österreichische Staatsbürger und 4.000 in Österreich Geborene - beträgt der Anteil der Migranten mit Jobs unter ihrer Qualifikation 26 Prozent. Besonders auffällig ist allerdings der Dequalifizierungsanteil bei Berufstätigen aus Drittstaaten: Dieser beträgt 47 Prozent und betrifft vor allem Personen aus der Türkei und Ex-Jugoslawien. Insgesamt verrichten laut Studie 586.000 Berufstätige Tätigkeiten unter ihrem Ausbildungsniveau - das sind 19 Prozent aller Berufstätigen in Österreich.

Der Aufstieg in die Mittelschicht sei in Österreich das entscheidende Merkmal von Integration, erläutert Gächter. Aufstieg finde aber bestenfalls im Generationenwechsel statt, selten im Lebenslauf eines Migranten. Die Gründe sind vielfältig. Die Diskriminierung nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auf dem gesamten Arbeitsmarkt - u.a. auch auf Grund von nicht akzentfreiem Deutsch - werde von staatlicher Seite nicht ernst genommen. "Das ist eigentlich der springende Punkt. Warum spielt der Vorarlberger Akzent keine Rolle, der türkische allerdings sehr wohl". Das Problem sei, dass das Arbeitsmarktservice zu wenig Informationen über die Ausbildungen der Zuwanderer sammle und dass es in Österreich seit Jahren einen Zuzug von qualifizierten Migranten gebe, aber derzeit werde eben gegen diese Personengruppe gehetzt und man wolle sie eigentlich wieder zur Rückkehr drängen. Es herrsche eine "unglaubliche Geringschätzung" gegenüber diesen Personen, so Gächter.

Aufstieg in die Mittelschicht

Wird der Zuzug von neuen Migranten weiterhin gedrosselt, sei der Aufstieg in die Mittelschicht nicht möglich, da die bereits in Österreich lebenden Zuwanderer in minderqualifizierten Jobs festgehalten werden müssten, sagte Gächter. Die Bevölkerung fordere zwar integrierte Migranten - also solche mit entsprechende Einkommen und Bildungsabschlüssen - trotzdem sei der Aufstieg von Zuwanderern nicht wirklich gewollt, analysierte der Sozialwissenschafter: Der wahre Bedarf bestehe nach Leuten für unqualifizierte Tätigkeiten.

Um als Zuwanderer in der gesellschaftlichen und beruflichen Hierarchie eine Chance zu haben, seien Rechte, die Durchsetzbarkeit der Rechte im Alltag, natürlich Bildung, Anerkennung von Wissen und Können sowie Ersatz in schlechten Jobs vonnöten, sprich neue Zuwanderung. Ansonsten bleibe ein großes Potenzial ungenutzt, so Gächter. (APA)