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Huppert betont, dass nicht die Fotograf/innen unbekannte Facetten an ihr zeigen, sondern dass ihre Porträts die Persönlichkeit jeder/s Fotokünstlerin/s widerspiegeln.
Foto: APA/epa/Estevez
Kühl berechnend managt Isabelle Huppert ihr Image. Image im weitesten Wortsinn, bis zur absoluten Kontrolle der Fotos, die von ihr veröffentlicht werden. Deswegen ist die bis 25. 2. gezeigte Fotoausstellung Isabelle Huppert, die Frau auf Porträts, die im Pariser Couvent des Cordelliers zu sehen ist, besonders faszinierend.

120 Porträts und zwei Videos (von Gary Hill und Robert Wilson) von insgesamt 75 Fotograf/innen aus zirka dreißig Jahren Karriere sind hier zusammengestellt. Ein faszinierendes Gemisch aus fast spontan wirkenden Fotos und hoch stilisierten Inszenierungen, die jeweils ganz typisch für die Handschrift und Methode der Fotograf/innen sind.

Huppert betont, dass nicht die Fotograf/innen unbekannte Facetten an ihr zeigen, sondern dass ihre Porträts die Persönlichkeit jeder/s Fotokünstlerin/s widerspiegeln. Die Ausstellung, die bis 2007 eine weltweite Tour unternehmen wird und deren erste Etappe in New York absolviert wurde, wurde vom Hupperts Ehemann Ronald Chammah und von der Pariser Fotospezialistin Jeanne Fouchet organisiert.

Jede Station wird von kulturellen Veranstaltungen und Filmprojektionen begleitet. Ronald Chammah und Jeanne Fouchet gaben auch einen Fotoband heraus, der durch Texte von Elfriede Jelinek, Patrice Chéreau und Susan Sontag ergänzt wird (Verlag Seuil).

In Paris bietet die Cinémathèque Française eine Retrospektive von rund 50 Filmen mit Isabelle Huppert an, die bis Mitte Februar läuft; am 15. 1. diskutiert Isabelle Huppert mit Filmemacher Claude Chabrol in der Cinémathèque: Eine Werbeaktion für ihren neuen gemeinsamen Film "Der Machtrausch", der am 22. 2. in Frankreich herauskommt und sich am Schicksal der charakterstarken Untersuchungsrichterin Eva Joly inspiriert. Die in den 1990er-Jahren die Politik- und Finanzaffären Frankreichs aufdeckte.

Eine Rolle, die Huppert mit ihrer typischen Distanz, Kälte und dem gewissen Sexappeal spielt, die sich in den Porträts wiederfindet: Wenn Nan Goldin sie in Satinbettwäsche liegend ablichtet, Lise Sarfati sie ins verfallende Haus ihres Vaters platziert oder der amerikanische Fotostar Philip-Lorca diCorcia sie fast modisch verewigt, werden verschiedene Gesichter und Charakterzüge in den Vordergrund gerückt.

Drapierter Star

Rührend ist die Schwarz-weiß-Aufnahme des Duos Isabelle Huppert und Elfriede Jelinek von Thomas Klausmann von 1990. Helmut Newton porträtierte den Star mit einem drapierten Handtuch, das jedoch - der Aktfotografie-Tradition Newtons entsprechend - zumindest die Hälfte einer Brustwarze freigibt.

Raymond Depardon knipste die Huppert bereits 1982 bei der Mostra in Venedig. Die größten Fotograf/innen durften für ihre Imagekonstruktion herhalten: Jacques Lartigue, Richard Avedon, Martine Franck, Sarah Moon, Josef Koudelka, Jeanloup Sieff. Oder Hiroshi Sugimoto, der sich mit Hupperts winzigem Hinterkopf begnügt. (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 13.1. 2006)