Blech gewordenes Zeichen für die Neuorientierung der US-Hersteller: Extrem-SUV Chevy Tahoe: früher nur Säufer, jetzt auch Hybride.

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Dass sich die Amerikaner mit immer größeren modischen Geländewagen (SUVs) und deren anachronistischen Trinksitten irgendwie verrennen und dinosauriermäßig in die evolutionäre automobile Sackgasse manövrieren, war seit spätestens zwei, drei Jahren abzusehen.

Dass sich General Motors (GM) und Ford damit in Verbindung mit jahrelanger ruinöser Rabattpolitik in eine existenzielle Krise manövrierten, ist auf den Glitzerständen der Marken der beiden Konzerne nicht so sehr sichtbar, da wird nach wie vor geklotzt. Die Katerstimmung ist aber dennoch evident.

Chrysler gesundet

DaimlerChryslers US-Reichshälfte, der Chrysler-Group, geht's deutlich besser, sie hat die Hausaufgaben gemacht, kostenseitig und auch bei der Modellpolitik. Entsprechend nachhaltig starten die drei Chrysler-Marken nun durch, wobei aus europäischer Sicht der globale Marktstart von Dodge am spannendsten ist. Modelloffensiv geriert sich aber auch Jeep.

Laut Prognose werden die US-Hersteller heuer nur mehr knapp über 50 Prozent ihres rund 17 Millionen Neuwagen fassenden Heimmarkts beherrschen. Was GM und Ford an Marktanteilen verlieren, gewinnen die Asiaten (Japan, Korea, in nicht allzu ferner Zukunft wohl auch China).

Europa solide

Die Europäer halten sich bei unterschiedlicher Performance stabil bis leicht steigend: VW, lange Zeit absatzstärkster Europäer in den USA, blickt nach schwierigen Jahren wieder optimistisch in die Zukunft, Mercedes auch, BMW (mit Kultmarke Mini) wie Porsche geht's sowieso blendend, und Audi freut sich auf viele Kunden für den kommenden großen SUV Q7. Fords Überseetöchter Volvo und Mazda zeigen sich ebenfalls gut aufgestellt, nur Jaguar kämpft mit hartnäckiger Krise.

Was tut sich technisch? Im Mittelpunkt der medialen Scheinwerfer steht zum Saisonstart in der US-Autometropole erneut das Thema Hybrid, also das mehr oder weniger intelligente (aber fast immer sehr kostspielige) Zusammenschalten von Verbrennungs- und Elektromotoren.

Diesel springt an

Darüber hinaus bahnt sich im Zuge des Spritpreisschocks aber eine echte Überraschung an: Diesel und Pkw scheinen in Amiland langsam angenommen zu werden. Zumindest wird es von höchster Stelle herbeigeredet - nicht nur von den Autobossen, sondern auch Präsident George Bush hat unlängst den Segen des Biodiesels gepriesen.

Geopolitik ist nicht erste seit heute zu einem guten Teil Energiepolitik. Wenn die Gallone Benzin die Preisgrenze von drei Dollar erreicht, vertragen die Amerikaner plötzlich auch den Gedanken an nagelnde, aber um gut ein Drittel sparsamere Selbstzündermotoren, die ja in Europa von Jahr zu Jahr wichtiger geworden sind und in Österreich nach wie vor marktbeherrschend sind.

Harnstoff lässt hoffen

Die herbeigeredete Dieseleuphorie freut vor allem die Deutschen. Schlüssel ist dabei die so genannte SRC-Dieseltechnologie, die dank Harnstoffanreicherung auch noch die härtesten US-amerikanischen Abgasvorschriftshürden nehmen sollte.

Gattungstypische Haupttrends bleiben aber trotz allem Sports Utility Vehicles und Crossover, zunehmend gewinnen aber kleinere, sparsamere Autos an Interesse - aus oben genannten Gründen. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIl, 13.1.2006)