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Foto: REUTERS/B Mathur
Neu Delhi - Die indische Literaturakademie hat die Autorin Arundhati Roy gebeten, einen von ihr ausgeschlagenen bedeutenden indischen Literaturpreis doch noch anzunehmen. Akademieleiter Prof. K. Sacchidanandan sagte am Dienstag in Neu Delhi: "Wir bitten sie, ihre Entscheidung zu überdenken." Die indische Autorin hatte den Preis der Sahitya-Akademie vergangene Woche mit der Begründung abgelehnt, sie könne keine Ehrung einer mit der Regierung verbundenen Institution annehmen, weil sie die Regierungspolitik ablehne.

Institution: Haben uns trotz Förderungen auch gegen die jeweils herrschende Regierung gestellt

Sacchidanandan betonte: "Tatsache ist, dass wir eine kulturell und intellektuell unabhängige Einrichtung sind und das Preisgeld vom Volk kommt." Auch wenn die Akademie mit öffentlichen Mitteln finanziert werde, habe die Institution sich in der Vergangenheit auch gegen die jeweils herrschende Regierung gestellt. Die Einrichtung vergibt die Sahitya-Akademie-Preise jedes Jahr in 22 Kategorien für verschiedene in Indien gesprochene Sprachen. Roy sollte für ihr 2002 erschienenes Buch "Die Politik der Macht" in der Kategorie Englisch geehrt werden. Die Sahitya-Akademie-Preise sind mit jeweils 1.000 Dollar (826 Euro) dotiert.

Roy: Amtierende Regierung setzt Politik fort

Roy hatte in einem Fax an die Akademie erklärt, die zwischen 1998 und 2001 geschriebenen Essays in "Politik der Macht" setzten sich mit der Regierungspolitik etwa in den Bereichen nukleare Aufrüstung, Dammbau, Militarisierung und Neoliberalismus "zutiefst kritisch" auseinander. "Die amtierende Regierung setzt sich noch heute weiter für diese Politik ein und ist dazu bereit, sie rücksichtslos und gewaltsam umzusetzen, was immer es kosten möge."

Sacchidanandan betonte, für die Sahitya-Akademie bleibe Roy Preisträgerin, auch wenn sie die Ehrung weiter ablehnen sollte. Ein neuer Preisträger werde in keinem Fall bestimmt werden. Roy ist seit Jahren eine prominente Kritikerin der Politik verschiedener indischer Regierungen. Für ihr Buch "Der Gott der kleinen Dinge" wurde sie 1997 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet. (APA/dpa)