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Foto: AP /Nam Huh
"Ich bin im Jahr 1916 geboren", beginnt Maria Altmann ihr Vorwort zu Hubertus Czernins Buch Die Fälschung, einer akribischen Aufarbeitung der Geschichte von Aufstieg, Verfolgung und Vertreibung der jüdischen Familie Bloch-Bauer. Maria ist die Nichte der Bankierstochter Adele Bauer, die 1899 den Zuckerindustriellen Ferdinand Bloch heiratete und mit ihrem Salon eines der Zentren des Fin de Siècle führte. Gustav Klimt hat Adele zweimal porträtiert - das sind jene Porträts, die jetzt an die Erbin Maria Altmann restituiert werden.

"Ich war neun Jahre alt, als Tante Adele starb," fährt sie fort und beendet, damals 83-jährig, die Einleitung zur Geschichte ihrer Familie mit: "Ich bin Tochter eines Rechtsanwalts, und vielleicht habe ich deshalb ein gutes Gefühl für Gerechtigkeit. Ich bin nicht mehr die Jüngste, aber mein Alter wird mich nicht daran hindern, für diese Gerechtigkeit zu kämpfen."

Zu diesem Zeitpunkt lebte Maria Altmann längst in Los Angeles, hatte vier Kinder geboren, wurde Großmutter von sechs Enkeln. Bis zu ihrem Rückzug aus dem aktiven Arbeitsleben betrieb sie eine Boutique in Beverly Hills. Der Schiedsgerichtsspruch gibt Maria Altmann, vertreten durch den Anwalt Randol Schoenberg, einen Enkel des Komponisten Arnold Schönberg, nun endlich recht. Ihr Kampf für Gerechtigkeit war nicht umsonst.

Im Dezember 1937 heiratete Maria in Wien Fritz, einen Bruder des Textilfabrikanten Bernhard Altmann. "Wir heirateten am 9. Dezember 1937. Unsere Hochzeitsreise führte uns nach Paris und St. Moritz. Mitte Jänner 1938 bezogen wir eine neu eingerichtete Wohnung in der Wiener Siebenbrunnengasse." Ferdinand Blochs Hochzeitsgeschenk, ein Diamantcollier samt Ohrringen aus dem Besitz Adeles, landete, von den Nationalsozialisten geraubt, als Geschenk Hermann Görings bei dessen Frau. Fritz Altmann wurde mit einem der ersten Transporte nach Dachau gebracht - als Geisel, den Besitz seines Bruders zu erpressen. Maria Altmann wurde von der Gestapo nach Berlin gebracht, und gezwungen, der Arisierung der Fabrik zuzustimmen.

Fritz Altmann kam tatsächlich frei, wurde aber unter Hausarrest gestellt. Auf dem Weg eines vorgetäuschten Arztbesuches gelang den beiden die Flucht, zunächst in die Niederlande, und dann gemeinsam mit Bernhard weiter nach England. Bernhard Altmanns Sohn Cecil erinnert sich in einem profil-Interview an die Verwertung des geraubten Besitzes: "Vater war schockiert. Ein Freund hatte ihm berichtet, wie auch Bekannte und Geschäftspartner, die früher bei uns zu Gast gewesen waren, mitsteigerten." Die Altmanns verließen England in Richtung USA, 1942 erreichten sie Los Angeles. 1945 erhielt Maria Altmann die US-Staatsbürgerschaft. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.1.2006)