Wien - Obwohl alle Beteiligten Stillschweigen vereinbart haben, ist klar: Hinter den Kulissen haben die entscheidenden Gespräche über den Weiterverbleib von zumindest einem Teil der zu restituierenden Klimt-Bilder bereits begonnen. Die Zeit drängt. Gemäß einer im Schiedsvertrag festgehaltenen Optionsvereinbarung hat die Republik nur wenige Tage Zeit, ihr Kaufinteresse zu bekunden. Und auch für danach regelt ein exakt festgelegter Zeitplan den weiteren Ablauf. Die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten läuft. Soviel wie möglich soll dabei aus privater Hand kommen. Offiziell gefragt will noch niemand worden sein: "Es ist wie bei Mikado - der erste, der sich bewegt, ist dran."

Einen Vorschlag machte heute der Industrielle Hannes Androsch: "Die Regierung trägt die Hauptverantwortung, deshalb muss sie mindestens die Hälfte zahlen." Ein Viertel der Ankaufsumme solle über Sponsoren, der Rest über eine gemeinsame Beteiligung aller Privatstiftungen Österreichs aufgebracht werden.

Großes Abwinken bei potenziellen Sponsoren

Die meisten der befragten potenziellen Sponsoren winkten am Mittwoch allerdings ab: "Für uns ist es kein Thema, sich in irgend einer Form hier zu beteiligen", sagte ÖIAG-Sprecherin Anita Bauer. Bei der Finanzierung der zuletzt umstrittenen "25 peaces"-Aktion zum Jubiläumsjahr war kürzlich auch eine erhöhte ÖIAG-Dividende eingeflossen. "Wir lehnen dankend ab, haben allerdings auch noch keine Anfrage diesbezüglich erhalten", so Magna-Pressesprecher Daniel Witzani. Magna sponsert u.a. den Musikverein und hat 4 Mio. Euro für die "Ring"-Neuinszenierung der Staatsoper zugesagt.

Großbanken fühlen sich nicht angesprochen und wollen lieber Kreditgeber sein

Bei den Großbanken ergab sich ein ähnliches Bild: Von der Bank Austria (Teil der italienischen UniCredit) gab es zunächst ebenso eher abschlägige Antworten wie von BAWAG oder Erste Bank. "Wir verfolgen unsere eigene Linie", heißt es aus den Instituten, oder "bei Preisen ab 50 Millionen können wir das ganze übrige Sponsoring einstellen" bis zu "Wir kaufen Banken, keine Bilder". Dass man an Stelle des Staates nun schnell für Investitionen in nationalem Interesse einspringen sollte, erinnerte einen Banker gar an eine Spendenaktion: "Geht man schon mit dem Klingelbeutel um?"

Selbst bei der Raiffeisen Zentralbank (RZB), deren Chef Walter Rothensteiner stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Freunde der Österreichischen Galerie Belvedere ist, wird, wohl für andere Banken auch, zusammen gefasst: Wenn die Regierung eine Bank brauche, um den Kauf zu finanzieren, stehe man gerne als Kreditgeber dafür zur Verfügung. Dennoch wird häufig betont, man sei als Bankinstitut noch nicht nach einem Konzept gefragt worden: "Wenn man uns fragt, werden wir uns alles anhören." Aber es gehe um unglaublich hohe Beträge, die wohl viele Budgets sprengen würden.

Vergleich mit Ankauf der Sammlung Leopold

Um enorme Summen war es auch beim Erwerb der Sammlung Leopold gegangen, dem bisher größte Kunst-Ankauf der Republik Österreich. 1994 wurde die Sammlung Leopold mit Hilfe der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in eine Privatstiftung eingebracht. An den 2,2 Milliarden Schilling (verteilt auf 14 Jahre, ohne Zinsen aber wertgesichert) beteiligte sich die Nationalbank mit der Hälfte der Summe. OeNB-Gouverneur Klaus Liebscher hatte bereits am Dienstag gegenüber Medien eine Beteiligung seines Instituts abgelehnt. "Dazu gibt es keinen weiteren Kommentar", hieß es auch am Mittwoch.

Insider halten den 88-jährigen Billa-Gründer und Immobilienkaiser Karl Wlaschek und den 84-jährigen "Kronen Zeitung"-Gründer und Hälfteeigentümer Hans Dichand (einer der wichtigsten Klimt-Sammler Österreichs) für Schlüsselfiguren der laufenden Gespräche, wie zumindest manche der Klimt-Bilder der 89-jährigen Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann doch noch in Österreich verbleiben könnten. (APA)

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Nationalbank schlägt es aus, neurlich "Retter von Kulturgut" zu sein

Wien - Die Suche nach Finanzierungsmöglichkeien für die zu restituierenden Klimt-Bilder läuft auf Hochtouren, die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat aber bereits abgewunken. Dabei gilt das Institut als einer der potentesten Sponsoren im Kunstbereich. Die hauseigene Kunstsammlung beherbergt etwa Bilder von österreichischen Künstlern wie Oskar Kokoschka - immerhin ein Schüler Klimts. Und Gouverneur Klaus Liebscher betont in einem jüngst erschienenen Bildband zur Sammlung: "Ziel war und ist es immer noch, Hauptwerke von musealer Qualität zu erwerben."

Bei Kauf der Sammlung Leopold war Nationalbank zur Hälfte beteiligt

"Die OeNB fühlt sich seit jeher der Kunst verpflichtet", führt Liebscher im Vorwort zu dem Buch "Österreichische Malerei der Zwischenkriegszeit" aus. Dieser Verpflichtung kam man zum Beispiel 1994 nach, als die Nationalbank beim größten Kunst-Ankauf der Republik Österreich führend beteiligt war. Die Sammlung Leopold wurde damals in eine Privatstiftung eingebracht, an den 2,2 Milliarden Schilling (verteilt auf 14 Jahre, ohne Zinsen aber wertgesichert) hatte sich die Nationalbank mit der Hälfte der Summe beteiligt.

Albertina-Direktor ist Berater der Sammlung

Zu den Klimt-Bildern hieß es nun - etwas mehr als zehn Jahre später - nur: "Kein weiterer Kommentar." Dabei beginnt die Sammlung zur Zwischenkriegszeit, der der neue Bildband gewidmet ist, bereits mit Klassikern der Moderne (Kokoschka, Egger-Lienz, Oppenheimer). Laut dem Berater der Sammlung, Albertina-Direktor Albrecht Schröder, soll die OeNB ihre Erwerbspolitik so gestalten, dass sie "die Hauptlinien" dieser Periode lesbar machen.

Die Oesterreichische Nationalbank konzentriert sich im Kunstbereich derzeit auf drei Bereiche: Sammlungen zur bildenden Kunst, wertvolle alte Streichinstrumente sowie geldhistorische Sammlungen. Bei der bildenden Kunst aus Österreich teilen sich die Schwerpunkte auf Malerei der Zwischenkriegszeit, Skulptur und Malerei nach 1945 und zeitgenössische Kunst auf.

Für das umfassende Kunstsponsoring-Programm wurde die OeNB 1993 übrigens mit dem Maecenas-Preis für das Projekt "Rettung von Kulturgut in Österreich - Das Alte erhalten, die Zukunft gestalten" ausgezeichnet. (APA)