Allerdings liegen ihre guten Noten nur auf dem Niveau, das Karl Schlögl im letzten Herbst als zweitangesehenster Minister erreichte, berichtet Conrad Seidl.
Linz - Benita Ferrero-Waldner ist der Superstar in der 100 Tage alten Bundesregierung: 38 Prozent derjenigen, die sie kennen, schätzen ihre Arbeit und geben in der jüngsten Spectra-Mehrthemenumfrage zu Protokoll, dass sie "ihre Sache alles in allem gut gemacht" habe. Nur 16 Prozent sagen, dass Ferrero-Waldner ihre Sache weniger gut gemacht habe. Dazu muss man allerdings wissen, dass diese Zahlen mit den Kennern der jeweiligen Politiker gewichtet sind: Während Bundeskanzler Wolfgang Schüssel immerhin 93 Prozent der Österreicher zumindest namentlich ein Begriff ist, kennen nur 74 Prozent Ferrero-Waldner. In der Bekanntheitsskala vor der Außenministerin: Martin Bartenstein (80) und Susanne Riess-Passer (76). Gleichauf mit der Außenministerin liegt der Finanzminister Karl-Heinz Grasser - ihn kennen ebenfalls 74 Prozent namentlich. Elisabeth Gehrer kommt auf 73, Wilhelm Molterer auf 70 und Ernst Strasser auf 57 Prozent. Vier Bundesminister sind bisher erst bei weniger als der Hälfte der Bevölkerung bekannt: Sozialministerin Elisabeth Sickl (44), Verteidigungsminister Herbert Scheibner und Infrastrukturminister Michael Schmid (je 43) und der in die Regierung nachnominierte Justizminister Dieter Böhmdorfer mit gar nur 30 Prozent Bekanntheit. Aber: Beinahe jeder dritte, der Böhmdorfer kennt, meint, dass er seine Sache weniger gut macht. Böhmdorfer ist übrigens auch im Kreis der FPÖ-Wähler bisher nicht sehr bekannt oder gar anerkannt. Wer Sickl kennt, lehnt sie ab Bei Sickl sind es sogar 41 Prozent der Kenner, die ihr eine schlechte Amtsführung unterstellen - sie ist damit das Schlusslicht in der Bewertung. Und auch Sickl kann sich keines besonderen Rückhaltes in der Wählerschaft ihrer eigenen Partei erfreuen. Zurück zu Ferrero-Waldner: Sie ist in der ÖVP-Wählerschaft überdurchschnittlich gut bekannt und genießt Zustimmung aus allen Lagern - am geringsten aus dem der Sozialdemokraten, obwohl auch dort die Zustimmung die Ablehnung deutlich überwiegt. Im letzten Frühherbst hatten bei einer vergleichbaren Spectra-Umfrage erst 39 Prozent Ferrero-Waldner (die damals Staatssekretärin war) gekannt und nur acht Prozent sagten damals, sie mache ihre Sache gut. Kurz vor der Nationalratswahl meinten nur 13 Prozent, Ferrero-Waldner solle weiterhin der nach der Wahl zu bildenden Bundesregierung angehören. Von Wolfgang Schüssel meinten das immerhin 31 Prozent. Schüssels Werte sind seither ziemlich unverändert geblieben - 27 Prozent seiner Kenner attestieren ihm gute Arbeit (im Herbst 1999 waren es 26 Prozent), 31 Prozent schlechte (Herbst 1999: 28 Prozent). Bedeutsam für Schüssel dürfte sein, dass er in der eigenen Partei eine hohe Zustimmung (etwa sechs von zehn Parteigängern) und eine geringe Ablehnung (etwa einer von zehn) hat. Schüssel ist erst relativ kurz im Kanzleramt, weshalb der Vergleich mit Viktor Klima nicht ganz fair ist. Stellt man ihn dennoch an, dann sieht man, dass Klima im letzten Herbst von 47 Prozent gut und von 18 Prozent schlecht bewertet wurde - in diesem Vergleich müsste Schüssel noch einiges an Kanzlerbonus aufholen. Zweitbest bewertetes Regierungsmitglied war im Herbst 1999 übrigens der damalige Innenminister Karl Schlögl. Mit 75 Prozent Bekanntheitsgrad, 35 Prozent Zustimmung und 15 Prozent Ablehnung lag damals der Zweitbeste auf dem gleichen Niveau wie heute das am besten bewertete Regierungsmitglied Ferrero-Waldner.