Ein unwirtlicher Wald hochkultureller Sprachgewächse bäumt sich derzeit in Celan im Schwarzwald auf. Paul Celans destruktive Sprachgewalt versus Martin Heideggers Sezierlust des Seins - das ist aus biografischen Gründen ein besonders düsterer Fleck Kultur. Robert Quittas Personality-Theater sucht nach Lebenssplittern historischer Größen, um daran Persönlichkeitskosmen aufzubrechen. Diesmal verhandelt er das Schwarzwald-Treffen von Celan und Heidegger. Dass die sich dabei nicht gefunden haben, hat er in die bestechend aufgebaute Stimmung seiner Inszenierung verpackt: An einem Bühnenrand schnitzt und hackt ein urbayrisch angehauchter Heidegger (Joseph Prammer) genüsslich an Wortgebilden. Gegenüber streunt Celan (Bernhard Karner), von deutschtümmlerischer Denkakrobatik zermahlen, in den dunklen Schneisen seiner Seinskrise umher. Der Stücktext beschränkt sich auf die virtuose Kombination von Originalzitaten. Allerdings öffnet sich damit nur eine Kampfzone meisterhaft ausformulierter Denkstadien; die Bühne wirkt menschenleer. Oder ist diese Welt so kalt? Celan ist ihr jedenfalls in die Seine entflohen. (pet, DER STANDARD-Printausgabe 24.01.2006)