Das Ausmaß sexueller Männergewalt gegen Frauen und Mädchen wurde erst von
der autonomen Frauenbewegung benannt und in den Blickpunkt der
Öffentlichkeit gerückt.
Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist nicht nur ein individuelles, "privates"
Problem sondern auch ein gesamtgesellschaftliches. Die Ursachen sexueller
Gewalt gegen Frauen/Mädchen liegen vor allem in den ungleichen
Machtverhältnissen zwischen den Geschlechter in einer männlich dominierten
Kultur.
Herstory
Der Wiener Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen wurde 1982 gegründet
und entstand aus der autonomen Frauenbewegung der 70er Jahre.
Der Notruf bietet Frauen und Mädchen Beratung und Unterstützung bei:
Vergewaltigung, sexueller Belästigung, Drohung, Telefonterror und jeglicher
Verletzung des Rechtes auf sexuelle Selbstbestimmung.
Ist eine Anzeige erwünscht, informieren die Mitarbeiterinnen der
Beratungsstelle über die Rechtslage, begleiten zu Polizei und Gericht und
stehen der Frau während des ganzen Verfahrens zur Seite.
Auch Angehörige und Vertrauenspersonen betroffener Frauen und Mädchen
können sich an den Notruf wenden.
Betroffenheit und Parteilichkeit
Ganz wichtig sind den Mitarbeiterinnen die Beratungsgrundsätze, die aus der
Frauenbewegung entstanden sind. Sie stehen ohne Einschränkung auf Seiten
der Frau / des Mädchens und setzen deren Interessen und Bedürfnisse an die
erste Stelle. Parteilichkeit bedeutet auch, der betroffenen Frau zu glauben.
Betroffenheit geht von der Tatsache aus, dass alle Frauen potentiell von
sexueller Gewalt betroffen sind, ohne dass gleiche Erfahrungen gemacht sein
müssen.
Ansatzpunkt Stärken
Ansatzpunkt der Beratungsarbeit sind die Stärken der Frauen und Mädchen.
Diese gilt es zu erschließen und verstärken. Informationen werden streng
vertraulich behandelt. Die betroffene Frau trifft ihre Entscheidungen
selbst. Die Beraterinnen leisten Entscheidungshilfe. So gibt es auch keine
objektive Definition "sexueller Gewalt". Die subjektive Bewertung von
Gewalt der betroffenen Frau ist ausschlaggebend.
Unter den Frauen des Notrufs, aber auch mit anderen Frauen- und
Mädcheneinrichtungen findet viel Austausch statt. Supervision und
Fortbildung sind eine Selbstverständlichkeit.
Angebote
Neben der bereits beschriebenen Beratung macht der Notruf auch
Öffentlichkeits-, Präventions- und Bildungsarbeit und bietet
Frauengesprächsgruppen / Selbsthilfegruppen an. Ein Ziel ist der für Frauen
wichtige Erfahrungsaustausch. "Die Frauen machen in der Gruppe die
Erfahrung, dass vieles, das ihnen an sich selbst fremd, beschämend,
erschreckend oder verrückt vorkommt, von anderen geteilt wird."
Die derzeit laufenden Gruppen für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen
sind für neu dazukommende Frauen geschlossen, für den Oktober 2000 ist
jedoch eine neue geplant.
Finanzielle Situation
Wie bei so vielen anderen Frauenprojekten muss auch der Notruf leider immer
wieder um Subventionen bangen. "Wenn wir bekommen, was uns versprochen
wurde, schaffen wir es dieses Jahr", erzählen Uschi Kussyk und Daniela
Bernhard. Von Sozial- und Frauenministerin Elisabeth Sickl gibt es
inzwischen eine schriftliche Zusage, Geld ist aber noch keines eingetroffen.
Auch von der Gemeinde Wien (MA 57) gibt es eine Subventions-Zusage. Die
Frauen "hoffen jeden Tag" auf das Geld. Im Moment können aufgrund der
finanziellen Lage keine Gehälter ausbezahlt werden ...
Kontakte
Verein Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen
Tel.: 01/523 22 22
E-Mail:
notruf@frauenberatung.at
Webpage:
http://frauenweb.at/notruf
In anderen österreichischen Städten:
Graz: 0316/318077
Innsbruck: 0512/574416
Linz: 0732/602200
Salzburg: 0662/881100
Daniela Yeoh