Zwillingsbrüder an der Macht sind teuer. Davon mussten sich nun die Polen überzeugen. Seit Kurzem nämlich wird nicht nur Präsident Lech Kaczynski von drei Leibwächtern begleitet, sondern auch sein Bruder Jaroslaw. Die beiden sehen einander zum Verwechseln ähnlich. Womöglich würde ein Attentäter sich nicht die Mühe machen zu prüfen, ob der Kaczynski, den er vor sich hat, ein Muttermal neben der Nase hat - dann ist es Lech, der Präsident Polens; oder aber nicht - dann ist es Jaroslaw, der Parteichef der regierenden "Recht und Gerechtigkeit" (PiS). Kurz entschlossen ordnete Lech auch für seinen Bruder Personenschutz an. Der sträubte sich zunächst, da er sich nicht bedroht fühlt, doch am Ende gab er nach: "Ich will meinen Bruder nicht belasten. Er sorgt sich um mich. Das ist eben so bei Zwillingen."

Mit den Leibwächtern im Doppelpack haben die Brüder allerdings wieder ein einfaches Unterscheidungsmerkmal verloren. Denn einige Monate lang konnte man sicher sein, dass der kleine grauhaarige Mann, der von drei hoch gewachsenen Gorillas begleitet wurde, der Präsident Polens war, der andere hingegen - ohne Bodyguards - der Parteichef sein musste. Damit ist es nun wieder vorbei. Denn die beiden Politiker ziehen nun jeweils mit einer Dreier-Entourage von Leibwächtern durch die Lande.

"Müssen wir wirklich tausende für den Schutz des Präsidentenbruders ausgeben?", fragt das Boulevardblatt Nowy Dzien (Neuer Tag). Die Ähnlichkeit der Brüder koste die Steuerzahler monatlich zigtausend Zloty. Dabei gäbe es doch viel billigere Möglichkeiten, meint das Blatt.

Wie wäre es beispielsweise, wenn Jaroslaw sich die Haare signalblau färben würde? Eine Tube mit Haarfarbe koste gerade einmal 25 Zloty (6,50 Euro). Auf einem Foto können die Leser begutachten, wie Jaroslaw mit leuchtend blauer Haarpracht aussehen würde: etwas angekränkelt, aber sehr poppig. Oder vielleicht besser mit dunkelbraunem Bart? So einen hat er schon einmal in den 80er-Jahren getragen. Und ein guter Barttrimmer sei schon für rund 100 Zloty (25 Euro) zu bekommen.

"Unpolitische Unterscheidungsmöglichkeiten" - außer den bereits bekannten Muttermalen Lechs - seien die Mienen der beiden. Während Präsident Lech gern aus vollem Hals lache, wirke Parteichef Jaroslaw eher griesgrämig. Er bringe etwa zehn Kilo mehr auf die Waage als sein 40 Minuten jüngerer Bruder, sei dafür aber auch zwei bis drei Zentimeter größer.

Sollte man einem der Kaczynski-Brüder auf einem Spaziergang begegnen, kann man schon von Weitem erkennen, ob es sich um den Präsidenten Polens handelt. Lech führt seinen Hund Tytus regelmäßig Gassi. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2006)