Wien/Los Angeles - Die Republik Österreich wird sich mit einem Brief an die Erben der Klimt-Bilder wenden und um konkrete Preisvorschläge für die fünf Werke bitten. Eine Antwort erwartet man, wie im Schiedsverfahren vereinbart, innerhalb einer Woche. Das kündigte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) am Donnerstag vor dem Ministerrat an. Nach der Preisfestlegung sollen dann Gespräche mit den Sponsoren beginnen. Ob alle fünf Bilder gekauft werden, ließ Gehrer offen.

Die österreichischen Vermittler seien aus den USA zurückgekommen und der nächste Schritt sei jetzt, einen Brief an die Erben zu schreiben, erklärte die Ministerin. Diese sollen dann konkrete Preisvorschläge für die einzelnen Bilder machen. Danach sollen Gespräche mit Sponsoren beginnen, erklärte Gehrer. Von Seiten des Staates wird es Abschreibungsmöglichkeiten für diese Sponsoren geben, bestätigte die Ministerin. Das sei das, was die Regierung in dieser Sache machen könne. Budgetär könne man die kolportierten 220 Mio. Euro jedenfalls nicht aufbringen. "Ich glaube, die Möglichkeit der steuerlichen Abschreibung ist eine gute Möglichkeit", so Gehrer. Ob auch mit Sponsorengeldern alle fünf Werke gekauft werden können, ließ Gehrer offen. Bei den derzeitigen Preisvorstellungen werde es sicher sehr schwierig sein, so die Ministerin. Entscheidend sei, was für die einzelnen Bilder verlangt wird. "Es dreht sich alles um die Höhe der Summe." Als Priorität nannte Gehrer die "Goldene Adele" und: "Experten sagen, dass die Goldene Adele das wichtigste Bild ist."

Altmann-Anwalt: Republik verwendet Optionsvereinbarung um Rückgabe der Bilder zu verzögern

Nach Ansicht des Anwalts der Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, Randol Schoenberg, hat Österreich "keine Intention, eines der Bilder zu kaufen, sondern verwendet die Optionsvereinbarung, um die Rückgabe der Bilder an Frau Altmann zu verzögern, die in einem Monat 90 Jahre alt wird". Überdies sei mit der Republik vereinbart, dass diese und nicht die Erben das erste Angebot stellen müssen, so Schoenberg gegenüber der APA. Dazu sei noch sieben Tage Zeit. Die Erbenseite hat noch keinen Kaufpreis offiziell vorgeschlagen.

Schoenberg entgegnet den Aussagen Gehrers: "Wir haben ersucht, dass Österreich das erste Kaufangebot macht, so wie es die Vereinbarung vorsieht". "Bis jetzt haben wir keinen Beweis dafür gesehen, dass es einen ernsthaften Wunsch oder die Fähigkeit von Seiten Österreichs gibt, die Bilder zu kaufen", so Schoenberg.

Die Preise für die Klimt-Bilder, mit denen Schoenberg in Medienberichten zitiert wird, "sind Durchschnittswerte von den verschiedenen Schätzungen, die ich bis jetzt erhalten habe. Ich habe ein paar bereits erhalten und warte auf weitere Schätzungen", so Schoenberg. Der wirkliche Kaufpreis könne jedenfalls "höher oder niedriger" sein.

Finanzprokuratur: Österreich hat keine Erst-Verpflichtung für Anbot

Die Finanzprokuratur weist die Darstellung des Anwalts der Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, Randol Schoenberg, zurück, wonach Österreich das erste Angebot für den Rückkauf der fünf Klimt-Bilder stellen muss. Gemäß einer von beiden Parteien am Anfang des Schiedsverfahrens unterschriebenen Vereinbarung habe Österreich nach dessen Abschluss die Möglichkeit, in Verhandlungen über einen Erwerb einzutreten. Dafür habe es innerhalb der vorgeschriebenen Frist heute, Donnerstag, mit einem Schreiben an die Rechtsvertreter der Erben mitgeteilt, dass die Republik um die Aufnahme von Gesprächen ersucht.

"In der Vereinbarung ist festgehalten, dass die Parteien in Verhandlungen eintreten und eine Einigung zu erzielen suchen. Es ist aber nicht festgehalten, dass im Rahmen der Verhandlungen Österreich das erste Angebot stellen muss", so Gottfried Toman von der Finanzprokuratur.

Zu bemerken sei außerdem, dass neben der von Schönberg vertretenen Erbengruppe auch eine weitere Erbin mit 25 Prozent beteiligt ist, die durch einen Anwalt in Kanada vertreten wird, so Toman. Auch an diese sei ein gleich lautendes Schreiben ergangen. (APA)