so genannte Silberstift-Zeichnung von Doris Stock aus dem Jahr 1789

Foto: Internationale Stiftung Mozarteum
Klein, hager und bleich sei er gewesen, zudem "nach den Blattern verunstaltet." Nicht schmeichelhaft, aber wohl authentisch; Maria Anna Mozart, "Nannerl", ist zu trauen, wenn es um die Beschreibung ihres Bruders Wolfgang geht. Und immerhin: Seine Frau Constanze rühmte seine Hände, sie seien "so weich und so schön geformt wie Frauenhände" gewesen.

Er selbst präsentiert sich in Briefen als witziges, bisweilen - wenn es um den Tod ging, mit dem er durch das Ableben seiner Mutter erstmals Bekanntschaft schloss - als tiefsinniges, dann wieder als recht derbes Kerlchen. Der sehr deutliche Briefverkehr mit seiner Cousine Maria Anna Thekla, mit dem "Bäsle", ist ein schöner Beleg; da grüßt er schon einmal herzlichst als "alter, junger Sauschwanz".

Ebendieser aber klimperte schon mit drei auf dem häuslichen Cembalo herum, schrieb sein erstes Stückchen Musik mit fünf. Und wie Vater Leopold gewahr wurde, welch enigmatische Begabung er da gezeugt hatte, beschloss er "der Welt ein Wunder zu verkündigen, welches Gott in Salzburg hat lassen geboren werden." Auf ausgiebigen Reisen füllte Mozart fortan als spielendes Schauobjekt die familiäre Kassa, und in Wien, 1762, kam es gar zu einer herzlichen Begegnung mit Maria Theresia: "Der Wolferl ist der Kayserin auf den Schooß gesprungen, hat sie um den Halß bekommen und rechtschaffen abgeküsst", schreibt der Vater.

Ging die Zeit als verhätschelte und reich beschenkte Wunderknabenexistenz auch zu Ende, so lässt sich nicht behaupten, Mozart wäre danach ein schlecht bezahlter Musikus gewesen. Mit einem fixen Job sollte es zwar nicht klappen, aber Mozart verdiente, wie die Wissenschaft ausgerechnet hat, an drei Schülern umgerechnet etwa 18.000 Euro pro Jahr, für ein Konzert nahm er bis zu 4000 Euro. In Wien bekam er rund 45 Euro pro Unterrichtsstunde, sein Vater bloß vier Euro.

Dass es von Mozart regelrechte Bettelbriefe gibt, ist wohl eher auf einen luxuriösen Lebenswandel (prächtige Kleider, Zofen für Constanze und ein Reitpferd) wie eine gewisse Glücksspielfreude zurückzuführen - die ihn allerdings nicht daran hinderte, viel zu arbeiten. Ja, selbst er musste das. Zwar kein langsamer Komponist, machte auch er Skizzen, korrigierte. Eine Mär, dass er alles im Kopf hatte, und gezwungen werden musste, alles aufzuschreiben.

1791 jedenfalls ging es - vor allem wegen der Zauberflöte - noch einmal bergauf. Doch wie man weiß, erkrankte er an rheumatischem Fieber und und starb am 5. Dezember. Es gab eine zu jener Zeit durchaus übliche Bestattung in einem Grab, in das viermal vier Särge eingelassen wurden. War aber kein Armenbegräbnis. Heute wäre Johannes Chrysostomus Wolfgang Theophilus Mozart übrigens 250 Jahre alt geworden. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2006)