Grafik: STANDARD
Wien - Die jüngsten Preiserhöhungen bei Gas sind erst ein Vorgeschmack auf das, was den Konsumenten in den nächsten Jahren noch blüht. "Die Abhängigkeit von einigen wenigen politisch instabilen Regionen wird zusammen mit der steigenden Nachfrage den Gaspreis weiter in die Höhe treiben", sagte Florian Haslauer vom Beratungsunternehmen A.T.Kearney am Freitag bei der Präsentation einer Studie über den Energiemarkt in Europa. Was Haslauer vermisst, ist eine einheitliche Energiepolitik.

EU-Sonderministerrat

Aufgeschreckt durch Lieferausfälle von Gas aus Russland Anfang dieses Jahres gibt es nun aber erste energiepolitische Initiativen auf europäischer Ebene. Für 14. März hat die österreichische EU-Ratspräsidentschaft eine Sondersitzung der Energieminister in Brüssel einberufen.

EU-Energiekommissar Andris Piebalgs wird bei dem Treffen ein Grünbuch der Kommission für eine "Neue Europäische Energiepolitik" vorlegen. Die EU-Staaten müssten "gemeinsam gegenüber den großen Energielieferanten Opec und Russland auftreten", sagte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, derzeit auch Chef der EU-Energieminister.

Die Berater von A.T. Kearney jedenfalls empfehlen die Forcierung von Alternativenergien und eine Diversifizierung der Gasbezüge. Dazu gehören der von der OMV vorangetriebene Bau der "Nabucco"-Pipeline zur Versorgung Westeuropas mit iranischem Erdgas sowie Investitionen in die Flüssiggas-Infrastruktur. Auf Atomkraft könne zumindest die nächsten 20 Jahre nicht verzichtet werden.

Stromerzeugung mit Gas wird sich vervierfachen

Der Gasverbrauch in Europa werde vor allem durch den steigenden Strombedarf getrieben, der immer öfter über Gaskraftwerke gestillt wird. Nach Berechnungen von Haslauer wird sich die Stromerzeugung der EU-25 bis 2030 auf 4800 Mrd. Kilowattstunden erhöhen (siehe Grafik), wobei sich der Einsatz von Gas im Vergleich zu heute fast vervierfachen wird.

Diese zusätzlich benötigten Mengen werden Gas verteuern, ist Haslauer überzeugt. Größere Haushaltskunden müssten sich darauf einstellen, dass ihre Gasrechnung bis 2010 um 20 bis 25 Prozent teurer wird. Statt 5,6 Cent je Kilowattstunde wären dann knapp sieben Cent je kWh fällig - brutto, wohlgemerkt, also inklusive Steuern, Abgaben und Netzkosten. Der reine Energieteil wird sich nach Berechnungen von Haslauer sogar um die Hälfte verteuern, wird durch die vom Energieregulator bereits in Aussicht gestellten Preissenkungen bei den Netztarifen aber teilweise kompensiert. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.1.2006)