Hinzukommt die mangelnde Sexualerziehung und soziale Tabus, die Frauen auf wirksame Verhütung verzichten lassen. Die Kriminalisierung hat Abtreibung nicht verschwinden lassen, sondern nur gefährlicher gemacht. Wohlhabende Frauen können sich private medizinische Behandlungen leisten, der Rest geht zu AmateurInnen oder macht es selbst. Bis zu 5000 Frauen sterben jährlich an den Folgen einer Abtreibung in Lateinamerika, und noch viele mehr müssen sich Notbehandlungen in Krankenhäusern unterziehen.
Abtreibung ist nur in Kuba legal, und ein paar weitere Länder erlauben es unter extremen Umständen. Gleichzeitig hat in den letzten Jahren ein Umdenkprozess stattgefunden: Wo Abtreibungen durchgeführt werden, zeigen Umfragen, dass die LateinamerikanerInnen Abtreibung unter gewissen Umständen befürworten. Eine Dekriminalisierung wird derzeit in Kolumbien, Brasilien, Venezuela, Uruguay und Argentinien diskutiert, und eventuell auch im Sommer nach der Präsidentschaftswahl in Mexiko.
Bei diesem Prozess ist internationaler Druck hiilfreich. Im November entschied das Menschenrechtskommitte der UNO, dass Peru gegen ein Frauenrecht verstieß, als es einer 17-jährigen Schwangeren die Abtreibung verweigerte, obwohl der Fötus mehrfach missgebildet war und kurz nach der Geburt verstarb. Frauenkonferenzen üben Druck auf die Regierungen aus, ihre Fortschritte bei der Durchsetzung von Frauenrechten zu publizieren.