Wien - Internationale Organisationen im Irak müssen auf lokale Partner bauen, sonst ist Hilfe nicht effizient. Dies erklärte Khaldoun Ali, Präsident der irakischen Nichtregierungsorganisation "Mercy Hands" am Montag auf einer Pressekonferenz in Wien. "Internationale Mitarbeiter müssen nicht vor Ort sein." Die irakische Bevölkerung sollte ihre eigenen Bedürfnisse selbst definieren. Dies habe der soeben beendete, von "Frauen ohne Grenzen" initiierte Train-the-Trainer Workshop "Step by Step into the future" zur Unterstützung von irakischen Jugendlichen ermöglicht, sagte Ali. Deshalb sei er vom Workshop, der ihm neue Techniken der Kommunikation näher gebracht habe, so begeistert.

Mut zur Beteiligung

Acht irakische MultiplikatorInnen, fünf Frauen und drei Männer, waren vom 23. bis 29.Jänner im steirischen Bad Blumau, um an dem dort veranstalteten Workshop teilzunehmen. Ziel des Workshops sei es, das Vertrauen von Jugendlichen zu stärken und ihnen Mut zu geben, sich an einem demokratischen Irak zu beteiligen, sagte Edith Schlaffer, Gründerin von "Frauen ohne Grenzen". Durch das Training sollen Jugendliche lernen, mit der ganzen dramatischen Situation vor allem auf persönlicher Ebene umzugehen. "Wenn Jugendliche ihren Mut verlieren, werden sie schnell Opfer von Fundamentalismen."

Polarisierung zwischen Frauen

Der Leiter des Workshops, der Theaterpädagoge Armin Staffler sagte, im Workshop habe ein wirklicher Austausch zwischen Personen, die die Vielschichtigkeit der irakischen Gesellschaft repräsentieren würden, stattgefunden. Er sei hoffnungsvoll, dass sich der Workshop, der gegenseitiges Lernen zum Ziel habe, in Zukunft auf trainierte Jugendliche positiv auswirke. Manal Omar von "Women for Women International" erklärte, Frauen im Irak seien derzeit polarisiert zwischen den Anhängerinnen der Sharia und eines säkularen Staates. Solche Trainings könnten beide Gruppen einander näher bringen. Die Zeit für eine allgemeine Aufarbeitung der Vergangenheit sei allerdings angesichts der mangelnden Stabilität des Landes noch nicht reif, so die Frauenaktivistin.

Mädchen optimistischer als Burschen

Basis für den Workshop sei eine 2005 unter 100 in Bagdad lebenden Jugendlichen durchgeführte Umfrage gewesen, so Schlaffer. Angst, Unsicherheit und Orientierungslosigkeit würden die Situation prägen, zugleich gebe es aber auch Hoffnung und Zukunftsorientierung. Die Chancen für Frauen, an der Gesellschaft teilzunehmen, werde nach Ansicht von 35 Prozent der befragten Burschen durch Terrorismus und Besatzung negativ beeinträchtigt, aber nur acht Prozent der Mädchen seien dieser Meinung. Im Allgemeinen ortet Schlaffer mehr Optimismus unter Mädchen als unter Burschen. (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 31.1. 2006)