Architekt Andreas Fellerer: "Kosmetische Änderungen kann ich mir sehr gut vorstellen, um den Saal auf den Stand der Zeit zu bringen. Aber ich bin sehr skeptisch gegenüber einer völligen Neuordnung."

Foto: Doris Fellerer
Der Architekt Andreas Fellerer, Neffe von Max Fellerer, der 1956 den Plenarsaal designt hat, plädiert dafür, das Nachkriegs- Ambiente zu erhalten. Mit ihm sprach Barbara Tóth.

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Standard: Was soll mit dem von Ihrem Onkel erbauten Plenarsaal passieren?

Fellerer: Es ist ein hervorragendes Baudokument aus dieser Zeit, um das es schade wäre. Mein Onkel Max hat mich 1956 selbst durch das Parlament geführt. Es hat mich sehr beeindruckt und ich war sehr stolz auf ihn. Abgesehen davon ist mir und allen Österreichern dieser Saal durch die TV-Übertragungen mehr als vertraut. Ich halte ihn für einen sehr klaren Raum.

Standard: Die Abgeordneten jammern über unbequeme Sessel und zu wenig Ablageplatz.

Fellerer: Kosmetische Änderungen kann ich mir sehr gut vorstellen, um den Saal auf den Stand der Zeit zu bringen. Aber ich bin sehr skeptisch gegenüber einer völligen Neuordnung. Denn da, fürchte ich, wird auch die Architektur auf der Strecke bleiben.

Standard: Von einem großen Umbau wie beim Deutschen Bundestag mit Kuppel halten Sie nichts?

Fellerer: Nur weil das in Berlin gemacht worden ist, glaube ich nicht, dass man das nachmachen sollte. Man kann zur Ringstraße stehen, wie man will. Der Theophil-Hansen-Bau ist ein erhaltenswerter Solitär. Wenn schon einmal eine Bombe hineingefallen ist, darf man es nicht so herstellen, wie es einmal war. Wie die Hofburg abgebrannt ist, hat man sie auch wiederhergestellt wie sie war. Das ist sicher der falsche Weg. Was Fellerer damals gemacht haben, war richtig - und ist heute mit geringem Aufwand adaptierbar.

Standard: Würde Sie persönlich das reizen?

Fellerer: Selbstverständlich. Man müsste sehr behutsam drangehen, ein paar Dinge vervollständigen und wiederherstellen. Im Wesentlichen sind es abgewetzte Bereiche. Ich glaube, dieser Raum könnte mit sehr geringen Mitteln wieder zeitgemäß erstrahlen. (DER STANDARD, Printausgabe 2.2.2006)