Frauen in Medizin-Karrieren benachteiligt

Sie haben weniger als sechs Prozent der Professuren

Wien - Trotz immer mehr Medizin-Absolventinnen an den medizinischen Fakultäten stehen Frauen in der Medizin noch immer vor einer Männer-Barriere. Das gilt vor allem für Leitungspositionen. Um auf diese Diskrepanz hinzuweisen, veranstaltete der Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an den Wiener Universitätskliniken am Mittwoch ein Symposium zum Thema "Frauen in der Medizin". Konstruktive Lösungsansätze entwickeln "Ziel der Veranstaltung ist es, auf die derzeitigen gesellschaftlichen Bedingungen aufmerksam zu machen. Die Frauen sind durch Beruf und Kinder eindeutig doppelt belastet", so Univ.-Prof. Dr. Siegfried Meryn, Präsident des Vereins, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Im Rahmen des Symposiums sollen auch konstruktive Lösungsansätze für Frauenbelange innerhalb des Medizinstudiums und für die berufliche Gleichberechtigung von Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen entwickelt werden. Univ. Prof. Dr. Christine Marosi von der Univ. Klinik für Innere Medizin Wien: "Im Wintersemester 97/98 waren 63 Prozent der erstinskribierenden Medizinstudenten Frauen, 55 Prozent der Promoventen waren weiblich. Trotzdem sind noch immer deutlich weniger Ärztinnen im AKH beschäftigt als Männer und auch die Machtverteilung ist unausgeglichen: 95 zu 5 Prozent!" Diese Relation findet sich in der Geschlechter-Verteilung bei den Führungspositionen. "Frauenforum Medizin" Für Frauen in der Medizin wird an der Uni Wien seit geraumer Zeit einiges getan: Seit 1997 existiert das "Frauenforum Medizin", eine wissenschaftliche Plattform. Univ. Prof. Dr. Anita Schmeiser-Rieder (Institut für Sozialmedizin der Universität Wien): "Wir hoffen, dass wir mit diesem Forum den Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen Mut machen können, sich zu etablieren und zu emanzipieren. Frauen sollen nicht bloße Empfänger und Ausführer von Aufträgen sein, sondern auch lernen, diese weiter zu leiten". Des weiteren tritt das Frauenforum für eine geschlechtsspezifische Forschung ein, bei der Frauen- und Männermedizin den gleichen Stellenwert haben. Veränderung verlangt Initiative Esther Vilar, Ärztin und Autorin: "Frauen müssen endlich aufhören, sich auf die Männer zu verlassen. Wenn sie etwas ändern wollen, müssen sie dies selbst in die Hand nehmen. Wichtig sind eigene Frauen - Seilschaften, die sich für die Belange der Frauen einsetzen." Eine Frau, die in die Medizin gegangen ist, habe sich selbst eine doppelte Karriere ausgesucht - die der Wissenschaftlerin und Mutter. Denn es sei noch immer so, dass sich ca. 70 Prozent der Ärztinnen mit Kindern allein für ihren Nachwuchs zuständig fühlen, während dessen dies nur drei Prozent der Ärzte tun. Kürzung der Arbeitszeit? "Die einzige Lösung, die ich sehe, ist die allgemeine Reduktion der Arbeitszeit. Somit könnte das Problem der steigenden Arbeitslosigkeit gelöst werden und man hätte mehr Zeit zu leben", erklärte die Autorin. Ob dieser Lösungsvorschlag in der Medizin durchgeführt werden kann, sei wegen der besonders langen Arbeitszeiten aber äußerst fraglich, betonten die Ärztinnen bei der Pressekonferenz. (APA)