So warnte VP-Klubchef Wilhelm Molterer aus durchschaubaren Motiven den "guten" Sozialpartner Fritz Verzetnitsch, sich vor den Karren der "bösen" SPÖ spannen zu lassen. Der ÖGB-Präsident hatte in seiner Eröffnungsrede nämlich deutlich Abstand von der praktizierten Konsenssuche der Sozialpartner genommen und einen politischen Kurswechsel gefordert. 380.000 Arbeitslose entsprächen der Einwohnerzahl Vorarlbergs, und allein das lasse die Menschen eine andere Politik erwarten als die Beschwichtigungen der Regierung, wie gut es Österreich doch im Vergleich mit anderen EU-Staaten gehe.
Die Konturen einer neuen Arbeitsmarktpolitik wollte Kanzler Wolfgang Schüssel Verzetnitsch und der SPÖ freilich nicht aufzeichnen. Dass die hohen Arbeitslosenzahlen nicht erfreulich seien, gab der Kanzler zwar zu, was er dagegen unternehmen wolle, sagte er nicht. Stattdessen verkaufte er als "good news", dass "2000 Arbeitslose einen neuen Job" bekämen und 400 davon vom AMS vermittelt worden seien.
Ideenwettbewerb
Außerdem habe die Regierung alle SP-Forderungen längst erfüllt, Bildung und Ausbildung verbessert, Forschung und Entwicklung gestärkt und stehe, verglichen mit den gepriesenen EU-Staaten Finnland und Schweden, geradezu blendend da. Aber wenn die Opposition Ideen hätte, wäre er sehr dankbar, meinte Schüssel: "Willkommen zum Ideenwettbewerb!"