München - Mit einem grell-bunten Experiment ist die 7. Musik-Biennale für zeitgenössisches Musiktheater am Donnerstagabend in München zu Ende gegangen. Sieben junge Komponisten der Hamburger Musikhochschule hatten sich unter dem Titel "Über Frauen - Über Grenzen" an die großen dramaturgischen Frauengestalten Medea, Antigone und Ariadne gewagt und daraus ein musikalisches Stück der neuen Spaßkultur gemacht. Als Persiflage auf die Medienrealität wurde dieses Stück Musiktheater als Talkshow, Werbespot und Glimmer-Revue inszeniert. In kurzen Szenen kommen BSE, die DDR, kopftuchtragende moslemische Frauen und ein erigierter Plastikpenis vor. Die Musik geriet dabei eher ins Hintertreffen. Die jungen Komponisten demonstrierten, dass sie handwerklich in vielen Stilen zu Hause sind, ob Mittelaltermusik, hochdramatische Opernarien, Jazz oder intellektuelle Moderne. Eine individuelle Musiksprache ergab sich dabei nicht. Bei der dramaturgischen Gestaltung zeigte sich, dass die Generation der 20- bis 30-Jährigen blendend mit der Kamera umgehen kann. Die dazu gehörige Regiearbeit auf der Bühne fiel dagegen weit ab. Diese letzte Uraufführung bei der Biennale ließ nur erahnen, wie eine gute Oper der TV-Video-Generation aussehen könnte. Unterschiedliches Bild des zeitgenössischen Musiktheaters Die drei Opern-Uraufführungen der Münchner Biennale boten ein höchst unterschiedliches Bild des zeitgenössischen Musiktheaters. Die Produktion "Angelus Novus" von Cluas-Steffen Mahnkopf war nahezu misslungen, die zweite Uraufführung "Pnima, ins Innere" von Chaya Czernowins aus Israel wurde einhellig als High-Light gefeiert, das dritte Werk "Über Frauen - Über Grenzen" wird wohl schnell vergessen sein. Dennoch zeigte die von Hans Werner Henze 1988 ins Leben gerufene Biennale in ihrem 7. Jahrgang unter der Leitung von Peter Ruzicka eine interessante neue Tendenz: Die Einbeziehung von Video der Komponisten einer Videoclip-Generation in die Neue Musik. Neben der Ästhetik einer sich wandelnden Moderne, die mit "Pnima" einen markanten Höhepunkt setzen konnte, überrascht diese "MTV-Generation" mit ihrer Unbekümmertheit im Umgang mit Musik und Theater. Die wirklich interessante und spannende Videoclip-Oper steht aber noch aus. (APA/dpa)