Kunst und Kultur
Jelinek tadelt die Verhältnisse in Österreich
"Was derzeit in Österreich geschieht, ist Tragödie und Farce zugleich. Ich musste darauf reagieren ..."
Die politischen Vorgänge in Österreich haben die Schriftstellerin Elfriede Jelinek zu ihrem neuen Stück "Das
Lebewohl. Ein Haider-Monolog" angeregt. "Was derzeit in Österreich geschieht, ist Tragödie und Farce zugleich. Ich
musste darauf reagieren mit einem sehr schnellen, sehr sprachkomprimierten Text für die Bühne", sagte Jelinek am
Samstagabend in Hamburg. Jelinek gehörte zu den Gästen des dreitägigen "LiteraturTheaterFestes" im Deutschen
Schauspielhaus, das am Sonntagabend als letzten Programmpunkt das Projekt "Verabschiedung" von Christoph
Marthaler nach Texten von Rainald Goetz bot.
Die Uraufführung des Haider-Monologs mit dem Berliner Schauspieler Martin Wuttke soll am 22. Juni am Ballhausplatz
im Rahmen der Donnerstags-Demonstration gegen die schwarz-blaue Regierung in Wien stattfinden. Jelinek rechnet
darin mit dem langjährigen Vorsitzenden der Freiheitlichen ab. Die Künstlerin, die von der rechtspopulistischen Partei
wiederholt verunglimpft worden war, hatte aus Protest gegen die Regierungsbeteiligung der Partei die Aufführung ihrer
Stücke an österreichischen Staatstheatern untersagt. Ihr Stück sei "eine Mischung aus der Orestie des Äschylus und
Äußerungen von Leuten, die das Land unter Täuschung der Wähler in ihren Griff bekommen haben". Grundlage für die
Montage sei ein Text Jörg Haiders, "in dem er über seine innere Befindlichkeit Auskunft gibt".
Ein Experiment
Der öffentliche Raum der Demonstration sei "nicht der eigentliche Ort für diesen schwierigen Bühnen-Text", betonte die
Autorin. "Das Ganze ist ein Experiment. Im schlimmsten Fall werden wir alle ausgebuht." Für das Dichterfest in
Hamburg hatte Jelinek einen kleinen Einakter verfasst: "Das Schweigen" sei "eine Hommage und kleine, aber liebevolle
Verarschung von Thomas Bernhard", so Jelinek.
Das ALBUM veröffentlicht Teile des Textes vorab
(APA/red)